Neue Straßen in Alt-Biesdorf: Lokale Persönlichkeiten als Namensgeber

Neue Straßen in Alt-Biesdorf

Lokale Persönlichkeiten als Namensgeber

Auf dem ehemaligen Gut Alt-Biesdorf, wo die STADT UND LAND aktuell 515 Wohnungen baut, gibt es drei neue Adressen: den Elsa-Ledetsch-Weg, den Gisela-Reissenberger-Platz und den Heino-Schmieden-Weg. Vor einigen Tagen wurden die entsprechenden Straßenschilder aufgestellt. Geehrt werden mit der Namensgebung lokale Persönlichkeiten: Die beiden Widerstandskämpferinnen Elsa Ledetsch und Gisela Reissenberger versteckten während der NS-Zeit jüdische Mitbürger in ihren Biesdorfer Wohnungen und Heino Schmieden war der Architekt von Schloss Biesdorf. 

Stimmen zur Benennung 

Die Benennung der Quartiersstraßen geht auf eine Initiative der städtischen Wohnungsbaugesellschaft zurück. Sie hatte dem Bezirk die Namen der Persönlichkeiten für die neu angelegten Straßen im Quartier vorgeschlagen. „Die künftigen Bewohner in unserem Quartier Gut Alt-Biesdorf haben jetzt eine konkrete Wohnadresse, die mit den neuen Straßenschildern auch sichtbar ist“, sagt STADT UND LAND-Geschäftsführer Ingo Malter anlässlich der Benennung. Es freue ihn insbesondere, auf dem Areal des historischen Gutshofs lokale Persönlichkeiten würdigen zu können, die in Biesdorf auf verschiedene Weise aktiv waren und deren Wirken nicht in Vergessenheit geraten dürfe, so Malter. 

 

Marzahn-Hellersdorfs Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) erklärt, dass der Bezirk schon seit Jahren nach einer Möglichkeit gesucht habe, an das mutige Handeln von Elsa Ledetsch und ihrer Tochter Gisela Reissenberger zu erinnern. „Daher sind wir dem Vorschlag der STADT UND LAND sehr dankbar und haben ihm entsprochen.“ Auch Heino Schmieden, merkt Pohle an, habe als Architekt des Biesdorfer Schlosses lokale Geschichte geschrieben. 

Das sieht Dr. Heinrich Niemann, Vorstandvorsitzender des Vereins Freunde Schloss Biesdorf, ganz genauso. Er begrüßt die Namenswahl ebenfalls und freut sich besonders über die Würdigung Schmiedens, der mit dem Biesdorfer Schloss „ein Kleinod im spätklassizistischen Stil“ geschaffen habe. Über Elsa Ledetsch und Gisela Reissenberger sagt Niemann: „Was sie für ihre jüdischen Mitbürger getan haben, dürfen wir nie vergessen.“

 

Zwei mutige Frauen 

Elsa Ledetsch wohnte einst in der Gleiwitzer Straße 4 in Biesdorf. Ihre 1913 geborene Tochter Gisela lebte nur wenige Minuten entfernt in einer eigenen Wohnung. Sie arbeitete als Tänzerin und Schauspielerin, war seit 1931 Mitglied der KPD und übte für die Partei unter anderem geheime Kuriertätigkeiten aus. Am 12. Januar 1934 wurde Gisela Ledetsch von den Nazis festgenommen und im November wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einem Jahr Haft verurteilt. Da sie noch keine 21 war, musste die Biesdorferin ihre Strafe nicht absitzen. Ab 1935 erhielt sie Arbeitsverbot. 1941 heiratete Gisela Ledetsch Walter Reissenberger. 

Während der Nazi-Herrschaft versteckten Mutter und Tochter mehrere jüdische Menschen bei sich zu Hause und retteten ihnen so das Leben. Dafür wurden sie 1987 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

 

Schmieden: Experte für Krankenhausbauten 

Heino Schmieden (1835-1913) entwarf zahlreiche Pläne für Museen, Wohn- und Geschäftshäuser und Denkmäler. An der Seite seines guten Freundes Martin Gropius, mit dem er ab 1866 in einer Bürogemeinschaft wirkte, entwickelte sich Schmieden zum „Krankenhausspezialisten“. Eines der bekanntesten „Produkte“ dieser kongenialen Partnerschaft ist das im Pavillonstil errichtete erste städtische Berliner Krankenhaus Friedrichshain. 

1868 entstand nach Heino Schmiedens Plänen das heute unter Denkmalschutz stehende Schloss Biesdorf. 1881 wurde er Mitglied der preußischen Akademie des Bauwesens und 1887 der preußischen Akademie der Künste. 

 

Wohnungsbau geht jetzt flott voran

In dem Quartier mit den drei neuen Straßennamen auf dem ehemaligen Gut Biesdorf hat die STADT UND LAND inzwischen rund drei Viertel der Wohnungen fertiggestellt. Bereits zum Jahresende sollen die ersten Mieter einziehen können und bis Mitte 2021 die letzten 133 Wohnungen errichtet sein. Außerdem werden auf dem Gelände noch drei große Bestandsgebäude saniert: der Kuhstall am Dorfplatz, der Pferdestall an der Straße Alt-Biesdorf und der ehemalige Speicher.

 

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier: www.stadtundland.de