Schulcontainer auf dem Lehnitzplatz: Akzeptanz bei Anwohnern recht hoch

Bezirksamt lud zur Informationsveranstaltung ein

Lehnitzplatz: Container-Schule findet bei Anwohnern recht hohe Akzeptanz

Bis März 2021 sollen die neuen Container für die völlig überfüllte Kiekemal-Grundschule (Hultschiner Damm 219) auf dem Mahlsdorfer Lehnitzplatz aufgestellt und bezugsfertig sein. Wird höchste Zeit, sagen viele Eltern aus der Gegend. Aber was halten eigentlich die restlichen Anwohner*innen von dem knapp fünf Millionen Euro teuren Bauprojekt vor ihrer Haustür? Beim Open-Air-Gespräch mit dem Bezirksamt wurde deutlich: Die Akzeptanz ist bei den meisten Leuten im Kiez angesichts des akuten Schulplatzmangels recht hoch. Anregungen und Kritik gab es natürlich trotzdem. Dabei ging es unter anderem um sichere Schulwege, Baumfällungen, Hundekot und die Frage, ob auf der Grünfläche weiterhin Rettungshubschrauber Platz zum Landen haben.

„Sie werden sich wundern: Wenn die Lkw erst einmal vorfahren, geht es wie das Brezelbacken. Ein Container nach dem anderen wird abgesetzt und angeschlossen. Dann erfolgt der Innenausbau.“ Diese und andere Einzelheiten zum Vorhaben erfuhren die Gäste der Informationsveranstaltung von Frank Ohlmann. Der Architekt kennt sich mit Modul- und Containerbauten für Schulen aus und war im Bezirk bereits für die jüngst aufgestellten temporären Räume an der Fuchsberg- und Schleipfuhl-Grundschule zuständig. Nun wird auch in Mahlsdorf die Grünfläche an der Bütower Straße, Ecke Lehnitzstraße auf diese Weise bebaut. „Die eingeschossigen kleinen Baukörper fügen sich wunderbar in die Umgebung ein“, erläuterte Ohlmann und verwies darauf, dass das Areal samt Spielplatz weiterhin öffentlich zugänglich bleibt. 

 

Zwölf mobile Klassenräume für maximal 300 Schüler*innen

Ein Zaun wird lediglich um das Schulgelände gezogen. Dort entstehen zwölf mobile Klassenzimmer, eine Mensa, eine Ausgabeküche, Toiletten und weitere Funktionsräume. Außerdem werden die Gebäude mit Außenjalousien ausgestattet und sie bekommen ein zweites Dach aufgesetzt. Das soll eine bessere Entwässerung gewährleisten und zusätzlich vor Niederschlag und Hitze schützen. Alle Containerteile können später zurück- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. 

 

Ausgelegt ist die komplette Anlage für höchstens 300 Grundschüler*innen. So viele seien aber nicht vorgesehen, stellte Schulleiterin Katrin Bloch klar: „Wir wollen im März mit sechs Klassen beginnen.“ Ob im darauffolgenden Jahr auf acht Klassen aufgestockt werde, hänge von der Zahl der Schulanfänger*innen ab. Final geklärt ist auch noch nicht, welche Kinder künftig an dem Standort unterrichtet werden. Diese Entscheidung fällt die Schulkonferenz im Januar 2021. Momentan stünden die Jahrgangsstufen eins bis drei zur Debatte, so Bloch. 

Zur Frage eines Anwohners, wo denn für diese Kinder der Sportunterricht stattfinden soll, äußerte Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD), eine Turnhalle könne am Standort nicht realisiert werden. Lösungen für Bewegungsangebote müssten in den Räumlichkeiten und draußen auf dem Lehnitzplatz gefunden werden. Denn die Sporthalle des Hauptgebäudes ist zu weit entfernt und Bustransporte dorthin dürften weder im Interesse des Bezirksamts noch der Eltern und Schüler*innen sein. 

 

Für sichere Schulwege fehlt Geld

Große Bauchschmerzen bereitet vielen Anwohner*innen die Verkehrssituation im Umkreis der neuen Containerschule. Michael Wiedemann, der sich unter anderem in der Bürgerinitiative „Verkehrsberuhigung für Mahlsdorf-Süd“ engagiert, bemängelte: „Noch immer sind Gehwege und Straßen nicht zu Ende gebaut.“ Insbesondere der Knotenpunkt Akazienallee, Bergedorfer Straße und Hultschiner Damm sei für zu Fuß Gehende und Radfahrende brandgefährlich.

„Wir werden uns die Schulwege und konkrete Gefahrenstellen noch einmal anschauen und Verbesserungen vornehmen“, sicherte die für Straßen und Grünflächen zuständige Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) zu, machte aber auch deutlich, eine 100-prozentig zufriedenstellende Lösung werde es nicht geben. Dafür fehlten dem Bezirk die finanziellen Mittel. Zivkovic kritisierte in diesem Zuge die Praxis des Senats, zwar Geld für Schulbauten bereitzustellen, nicht aber für die Schulwegsicherheit. Für sie gehöre das zusammen, sagte die Stadträtin.

 

Verkehrsraudis und Tretminen

Ein weiteres kleines Aufreger-Thema waren die Verkehrsraudis rund um den Lehnitzplatz. Durch die Rüsternallee etwa würden täglich etliche Pendler*innen aus Brandenburg rauschen, berichtete eine Anwohnerin. Ein Nachbar äußerte zudem die Befürchtung, die Grünflächen am Fahrbahnrand könnten durch parkende Autos plattgefahren werden. Am Spielplatz sei dies schon jetzt der Fall. Durch die Elterntaxis, so die Sorge, dürfte sich die Situation noch verschärfen. „Die Muttis haben es ja alle eilig morgens“, warf eine ältere Dame ein. „Das stimmt. Vielfach sind es auch die Eltern, die Verkehrsprobleme verursachen“, pflichtete ihr die Stadträtin bei. Durch Poller könnte dem unerwünschten Parken ein Ende bereitet werden, so Zivkovic. Generell freue sie sich über alle Autofahrer*innen, die sich selbst disziplinieren. Gleiches gelte auch für Hundehalter*innen. Die vielen Tretminen auf dem Lehnitzplatz sind ein echtes Ärgernis. Tütenspender und Papierkörbe will das Bezirksamt nachrüsten.

 

Bäume können nicht umgesetzt werden

Darüber hinaus erfuhren die Besucher*innen der Informationsveranstaltung, dass einige Bäume auf der zu bebauenden Fläche gefällt werden müssen. Die Begründung lieferte Andreas Lemmer, Leiter des Fachbereichs Grün im Bezirksamt: „Grundsätzlich ist es möglich, Großbäume umzusetzen, aber in dem Fall haben wir keine Zeit, einen Wurzelballen zu etablieren und den Baum dann an einem neuen Standort wieder erfolgreich anzupflanzen.“ Die Frage, ob für die Rettungshubschrauber weiterhin ausreichend Platz zum Landen sei, konnte das Bezirksamt nach kurzem Zögern mit „Ja“ beantworten. Zu den Bedenken einer Mama, der Spielplatz werde künftig völlig überlaufen sein, wenn dort auch Schüler*innen unter Aufsicht ihre Hofpausen und Nachmittage verbringen, erklärte Nadja Zivkovic, es sei ohnehin geplant, die Anlage zu erweitern. Im Oktober soll es losgehen. Die letzten Arbeiten erfolgen voraussichtlich im April oder Mai. „Dann gibt es eine gewisse Entzerrung, weil mehr Spielplatzfläche vorhanden ist.“

 

Standzeit zwei Jahre // Hoffen auf die Elsenschule

Und wie lange sollen die Container überhaupt auf dem Lehnitzplatz bleiben? „Im Bauantrag steht eine Nutzungszeit von zwei Jahren“, lautete die Antwort des Schulstadtrats. Sollte eine Verlängerung erforderlich werden, müsste sein Amt erneut Gespräche mit dem Grünflächen- und dem Stadtplanungsamt führen, da das Grundstück dem Schulamt nur übergangsweise zur Verfügung gestellt wird. Perspektivisch soll die Grünfläche weiterentwickelt werden. Außerdem wollen die Wasserbetriebe dort langfristig ein Regenrückhaltebecken bauen. 

Umso wichtiger ist es, dass die neue Grundschule an der Elsenstraße in zwei Jahren bezugsfertig ist. Nur dann kann der Einzugsbereich der Kiekemal-Grundschule verkleinert werden, sodass wieder alle Kinder ins Hauptgebäude passen. Von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gibt es zur Elsenstraße aktuell die wenig konkrete Aussage, eine Übergabe im Jahr 2023 sei möglich. Wie realistisch das ist, bleibt abzuwarten. „Der Abriss hätte eigentlich Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres beginnen sollen. Das ist jetzt auf Ende 2021 verschoben worden“, ärgert sich Gordon Lemm. Er hoffe, dass die Senatsverwaltung so schnell bauen könne, „denn wir haben dringenden Bedarf.“

 

Mit dem Verlauf der Informationsveranstaltung und auch der Atmosphäre auf dem Platz zeigten sich sowohl die Anwesenden als auch die Verantwortlichen im Bezirksamt alles in allem zufrieden. „Anwohnerinnen und Anwohner haben andere Fragen als Eltern. Deswegen war es uns wichtig, auch mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, meinte Gordon Lemm, räumte aber auch ein, man hätte das Ganze durchaus schon früher durchführen können. Zum Abschluss durfte noch über die Gestaltung der Schulcontainer-Außenhülle abgestimmt werden. Die Wahl fiel auf einen orangefarbenen Ton.