Ute Linz und Peter K. Bachmann haben "Haus Dittmar" gekauft und saniert
Ihr Zuhause ist ein seltenes Denkmal
Die Tage des offenen Denkmals stehen vor der Tür. Am 12. und 13. September ist es so weit: Geschichtsfans, Architekturliebhabern und allen anderen Interessierten wird an diesem Wochenende überall in der Stadt wieder ein exklusiver Blick hinter die Kulissen historischer Bauten gestattet. In Marzahn-Hellersdorf ist die Krankenhauskirche im Wuhlgarten mit Corona-gerechten Angeboten dabei, ebenso wie Schloss Biesdorf, die alte Mahlsdorfer Pfarrkirche und das Gründerzeitmuseum. Auch Ute Linz und Peter K. Bachmann lassen es sich nicht nehmen, ihr Zuhause für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
„Dies ist kein Haus. Dies ist ein Kunstwerk.“ Mit diesen vollmundigen Worten eines Immobilienmaklers auf einer Internet-Plattform fing alles an. Ute Linz und Peter K. Bachmann wurden neugierig. Das damals in Aachen lebende Ehepaar war ohnehin gerade auf der Suche nach einem neuen Zuhause in der Hauptstadt. Berlin hatte es ihnen nämlich während eines Aufenthalts im Jahr 2007 angetan. Sie fassten den Entschluss, hier alt zu werden. „Ursprünglich wollten wir eine Wohnung kaufen. Als wir von den Preisen erfuhren, waren wir total platt.“ Verglichen mit dem Köln-Düsseldorfer Raum sei Berlin damals noch ein günstiges Pflaster gewesen, erinnert sich Peter K. Bachmann. „Also wurden wir mutiger und fragten: Was kosten eigentlich Häuser?“. Insgesamt 40 Anwesen besichtigten die beiden anschließend. Die Wahl fiel dann auf das 1932 von dem Architekten Edmund Dittmar geschaffene Wohnhaus in Kaulsdorf – also jene Immobilie, die online so charmant beworben worden war.
Dabei wussten beide anfangs nicht einmal, dass sie an ein architektonisches Schmuckstück mit Seltenheitswert geraten waren: dem einzigen im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ errichteten und noch erhaltenen Wohngebäude weit und breit.
Nein, der heute 70-Jährige und seine 67 Jahre alte Frau hatten sich schlicht und einfach in das Haus verliebt. „Und Liebe macht eben doch manchmal blind“, schiebt Ute Linz hinterher. Denn wie sich nach dem Kauf herausstellen sollte, war das Gebäude in deutlich schlechterem Zustand als gedacht. Die Druckwelle einer im Zweiten Weltkrieg niedergegangenen Luftmine und eine spätere unsachgemäße Sanierung hatten weniger sichtbare, dafür aber umso tiefere Spuren in der Bausubstanz hinterlassen. Es drohte sogar Einsturzgefahr. So wurde aus der gutachterlich versprochenen „Pinsel-Sanierung“ eine vierjährige Restaurierungs-Odyssee. Heute wissen Ute Linz und Peter K. Bachmann: Keine fünf Jahre später und das komplette Haus wäre nicht mehr zu retten gewesen.
Damals noch voll berufstätig, managten die Eheleute ihre riesige Baustelle im künftigen Zuhause aus dem 700 Kilometer entfernten Aachen. Ohne engagierte Nachbarn und einige gute Handwerker wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen, betont das Paar. Auch über die Zusammenarbeit mit der Marzahn-Hellersdorfer Denkmalschutzbehörde können sie nur Gutes berichten.
Heute präsentiert sich ihr Haus mit seinen gestaffelten kubischen Baukörpern, den fünf Terrassen und einem wunderschönen Garten in hervorragendem Zustand. Ein besonderer Hingucker ist die Fassade. Der Erbauer Edmund Dittmar hatte dafür Fehlbrände aus den umliegenden Ziegeleien herangeschafft. Die vor- und zurückgesetzten Backsteine changieren von hellgelb bis auberginefarben und verleihen dem Bau ein ganz außergewöhnliches Äußeres. Zwar gebe es immer mal wieder etwas an ihrem Denkmal zu tun, bemerkt Ute Linz, „aber alles, was jetzt gemacht wird, ist nur noch Kür.“ Ihren bemerkenswerten Einsatz für den Erhalt von „Haus Dittmar“ ehrte der Senat 2016 mit der Verleihung der „Ferdinand-von-Quast-Medaille“. Die höchste Berliner Auszeichnung für Denkmalpflege hat einen Ehrenplatz hinter Glas im Wohnzimmer der beiden Wahl-Berliner.
Tage des offenen Denkmals am 12. und 13. September
An folgenden Orten wird es etwas zu gucken und zu staunen geben:
Haus Dittmar
Am Baltenring 25
Sa: Führungen um 13, 14, 15, 16 und 17 Uhr
Anmeldung (falls noch möglich) unter T. 0172.247 81 92, linz-bachmann@online.de
Ev. Dorfkirche Mahlsdorf
Hönower Straße 13/15
So: 11.30-17 Uhr geöffnet
Kirchenführung um 12 Uhr
Friedhofsführung um 12.30 Uhr
Gründerzeitmuseum:
Hultschiner Damm 333
So: 10-18 Uhr geöffnet
Krankenhauskirche im Wuhlgarten
Brebacher Weg 15.
Sa: 14-17 Uhr geöffnet
Führung um 14 Uhr
So: Festgottesdienst um 10 Uhr
Schloss Biesdorf
Alt-Biesdorf 55
Sa: 10-18 Uhr geöffnet
Park- und Schlossführung um 14 Uhr
Ausstellungsführung ebenfalls um 14 Uhr
So: 10-18 Uhr, Park- und Schlossführung um 13 Uhr
Bitte prüfen Sie alle hier genannten Termine vorab im Internet auf www.berlin.de/denkmaltag