Aus unserer Rubrik "Und, was machen Sie beruflich?": Hannes Hoffmann
Mit dem DDR-Zirkus auf Reisen
Als wir im Juni im Schloss Biesdorf die Ronald-Paris-Ausstellung besuchten, rätselten wir vor einem Bild des vielseitigen Malers: Hotel Lux, hm ... in Moskau ... Der Mann von der Aufsicht erklärte freundlich-zurückhaltend, wo sich das Hotel befand. Wir staunten über so viel Sachkenntnis und fragten nach seinem beruflichen Werdegang.
Hannes Hofmann, 60 Jahre alt, erlernte in Thüringen den Bäckerberuf bei Meister Armin Risch. Die Tätigkeit hat ihm Spaß gemacht, doch das Fernweh war nicht zu stoppen. Nach einer Vier-Städte-Reise durch die damalige Sowjetunion wollte der junge Mann noch mehr von der Welt sehen und fand einen Weg zum renommierten Wanderzirkus Busch, der seinen Sitz in Hoppegarten hatte. Als Requisiteur baute Hofmann das große Zelt mit auf und wieder ab, richtete den Boden der Manege her und versorgte Künstler mit diversen Utensilien. Drei Jahre lang tourte seine Truppe durch die DDR und drei Jahre lang durch die Sowjetunion. Im „sozialistischen Bruderland“, wo Zirkus immer nur fest stationiert war, traf Busch auch dezentral und in vielen kleineren Städten auf ein hoch begeistertes Publikum – ob es nun Ukrainer, Weißrussen oder Tartaren waren.
„Nicht einen einzigen Tag war ich arbeitslos“, erzählt der Hellersdorfer mit Blick auf die Nachwendezeit. Nach dem Mauerfall nahm er in Berlin den erstbesten Job an. Arbeitete bei Burger King als Küchenhilfe, kurze Zeit später dort als Küchenchef und lernte im Unternehmen bald auch neue Mitarbeiter an. 1994 bewarb er sich bei einer Sicherheitsfirma, die später von der Dussmann Group übernommen wurde. Von Hellersdorf aus verlief sein Arbeitsweg kreuz und quer durch Berlin zu Bürogebäuden und anderen Objekten.
Zur IGA 2017 erfüllte sich Hofmanns Wunsch nach einer Arbeit in Wohnnähe. Über seine Aufgaben im Job bei der Sicherheitsfirma hinaus machte er sich damals schlau über verschiedene Pflanzen und die Entstehungsgeschichte der Gärten der Welt und hielt sich somit jederzeit für Besucherfragen bereit.
Heutzutage im Schloss Biesdorf vermag er ebenfalls Interessantes zu erzählen – ein ungewöhnliches Credo, kennt man doch das stereotype „Bitte nichts anfassen!“ von Aufsichtspersonen klassischer Art. Im Schloss Biesdorf ist eben alles ein bisschen anders.
Ernst ist es Hannes Hofmann mit der Gerechtigkeit, daher arbeitet er ehrenamtlich als Richter am Berliner Verwaltungsgericht. Und dem Spaß am Reisen hat er nie abgeschworen. Gemeinsam mit seiner Frau fuhr er viele Male nach Norwegen und in den letzten Jahren haben sich die beiden auf Dubai festgelegt – für sie ist es das wahre Urlaubsparadies. Seine Jugendliebe zur Romantik von Zirkuswohnwagen ist nun dem Vorzug eleganter Hotels mit bestem Service gewichen: bezahlbar, versteht sich. Denn woher er kommt, hat der Hannes nicht vergessen.