Das Freizeitforum bleibt ein Sorgenkind


Die Corona-Krise wird wohl ein großes Loch in das Budget für das Haus reißen

Das Freizeitforum bleibt ein Sorgenkind

Auch für den Freizeit- und Kulturtempel an der Marzahner Promenade war 2020 bislang ein absolutes Seuchenjahr. © pressefoto-uhlemann.de
Auch für den Freizeit- und Kulturtempel an der Marzahner Promenade war 2020 bislang ein absolutes Seuchenjahr. © pressefoto-uhlemann.de

Das vor 30 Jahren fertiggestellte Freizeitforum ist ein Juwel des Bezirks – und zugleich eines seiner Sorgenkinder. Der kleine Kultur- und Freizeitpalast an der Marzahner Promenade beheimatet die Mark-Twain-Bibliothek, den Jugendklub Fair, eine Kegelbahn und Berlins erste Frauensporthalle. Es gibt hier eine Schwimmhalle mit Sauna, einen großen Theater- und Veranstaltungssaal sowie viel Raum für Vereine, Kurse und Kunst. Doch das Haus verursacht auch enorme Kosten. Der Sanierungsbedarf ist hoch und immer wieder stören böse Überraschungen die Bauarbeiten und den Betrieb. Durch Corona kommt es jetzt besonders dick. 

Mindereinnahmen aus Ticketverkäufen und Vermietungen

„Wir gehen davon aus, das Jahr mit einem Defizit abzuschließen“, sagt Miroslaw Filzek, Leiter des Freizeitforums und Prokurist der Gesellschaft für Stadtentwicklung gGmbH. Die GSE betreibt das FFM seit 2004 für den Bezirk und rechnet wegen der pandemiebedingten Einschränkungen allein für den Kulturbereich gegenwärtig mit einem Umsatzverlust von 77.860 Euro. Seit der Schließung des Hauses am 13. März seien zahlreiche Veranstaltungen entweder ersatzlos gestrichen oder verschoben, Eintrittskarten nicht verkauft oder zurückgenommen worden. 

 

Hygieneauflagen: Arndt-Bause-Saal hat nur noch 74 Plätze

Nun läuft der Ticketverkauf allmählich wieder an. Am 29. August soll endlich auch im Arndt-Bause-Saal der Veranstaltungsbetrieb starten. Die Einnahmen dürften allerdings überschaubar bleiben. In den Saal passen sonst 360 Leute. Aus den aktuellen Hygieneauflagen ergibt sich ein Bestuhlungsplan für 74 Personen. Damit es sich überhaupt rentiert, wieder Konzerte & Co. anzubieten, hat sich Kulturmanagerin Synke Altmann mit einer Reihe von Künstler*innen darauf verständigt, pro Veranstaltung zwei Termine an einem Tag durchzuführen, was allerdings auch einen höheren personellen Aufwand bedeutet.

 

Mindereinnahmen, bemerkt Miroslaw Filzek, gebe es zudem nicht nur im Kulturbereich, sondern auch durch den Wegbruch von kurzfristigen Vermietungen und infolge von Mietstundungen. Um die Verluste zu minimieren, war die GSE während des Lockdowns darum bemüht, die Betriebskosten möglichst niedrig zu halten: „Wir haben die Heizung gedrosselt, die Lüftungsanlagen ausgestellt, die Reinigungsintervalle zurückgefahren und die Luft- und Wassertemperatur in der Schwimmhalle reduziert.“ Gespart wurde auch beim Wachschutz. Statt eines externen Dienstleisters kümmerten sich Mitarbeiter des geschlossenen Hallenbads ums FFM. 

 

Wegen Legionellen: Schwimmbad noch nicht offen

Während die meisten Nutzer*innen wieder ins Haus zurückgekehrt sind, ist die Schwimmhalle seit Beginn der Pandemie noch immer verriegelt. Doch der Bezirk drängt auf eine Öffnung, auch weil dort nach den Sommerferien wieder Schwimmunterricht stattfinden soll. Ehe die GSE dafür aber ein Hygienekonzept beim Gesundheitsamt einreichen kann, muss sie ein Ärgernis aus dem Weg räumen: In die Trinkwasserleitungen des FFM haben sich wieder Legionellen eingeschlichen. Ende Juli wurde eine chemische Spülung veranlasst. Die Laborergebnisse sollen in den kommenden Tagen vorliegen. 

Auch wird nach wie vor daran getüftelt, die Wasserwerte im großen Becken unter hoher Belastung dauerhaft stabil zu halten. Das Problem besteht seit der Sanierung des Schwimmbads. Mehrfach wurde deswegen die Wiedereröffnung verschoben. Vor der Pandemie-Zwangspause durfte zuletzt zwar wieder geplanscht werden, „aber das Wasser braucht Erholungsphasen, sonst werden die Werte schlecht“, gesteht Filzek. Die Lösung könnte eine spezielle Filteranlage sein. „Wir wollen diese Anlage probeweise einbauen und schauen, ob sie die gewünschten Effekte bringt.“  

 

Übernimmt etwa der Bezirk das Freizeitforum wieder?

Die fehlenden Einnahmen aus dem Schwimmhallen- und Saunabetrieb reißen ein zusätzliches Loch ins Budget. Der Betreiber erhält jährlich 735.000 Euro vom Bezirk. 2020 sei ein absolutes Seuchenjahr, aber auch ohne Corona, so Filzek, brauche die GSE mehr Geld, um das Haus gut entwickeln zu können. „Die Betriebskosten sind gestiegen, alles wird teurer.“ Der FFM-Leiter gibt sich zuversichtlich, dass seitens des Bezirks die Bereitschaft da ist, ab 2022 mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. 

 

Womöglich aber gibt es doch ganz andere Pläne: Im Zuge der Schwimmhallen-Odyssee hatte die Linksfraktion vergangenen Herbst die Frage aufgeworfen, ob das FFM nicht wieder in Eigenregie vom Bezirk betrieben werden sollte. Denn längst fällt auf, dass der zuständige Stadtrat Gordon Lemm (SPD) in (un)schöner Regelmäßigkeit von Schwierigkeiten mit dem Haus berichten muss. Die Dauerbaustelle Frauenfitnessfläche oder die jüngsten Verzögerungen beim Austausch der Fenster im Rahmen der energetischen Sanierung sind nur zwei von vielen Beispielen. Das Haus habe für den Bezirk und auch für ihn persönlich eine hohe Bedeutung, sagt Lemm, der hier schon als Kind ein- und ausgegangen ist. „In letzter Zeit waren die Leistungen unserer Geschäftsbesorgerin nicht zufriedenstellend. Ich habe das der GSE auch so kommuniziert und mir Besserung insbesondere in der Projektplanung und Baubetreuung gewünscht.“ Passiert sei jedoch bislang wenig. 

Zu einem möglichen Betreiberwechsel befragt, äußerte der Stadtrat gegenüber der „Hellersdorfer“: „Wir werden unser Freizeitforum weiter sanieren und attraktiver machen. Mein Traum ist es, dass es noch anziehender für Familien wird und sich zu einer festen Adresse für all jene entwickelt, die etwas in unserem Bezirk erleben wollen. Wie wir dieses Ziel am besten erreichen, dazu werden wir uns bis Ende des Jahres Gedanken machen.“