Paar aus Mahlsdorf hat Diamantene Hochzeit gefeiert
Über 60 Jahre lang Seite an Seite
Eigentlich wollten Ruth und Guntram Müller ihre Diamantene Hochzeit am 30. Juni ein bisschen größer feiern – mit Restaurantbesuch, einer Dampferfahrt auf dem Müggelsee und allem Pipapo. Doch Corona hat den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie wichen in ihren eigenen, wunderschönen Garten aus und verbrachten den Tag im kleinen Familienkreis.
Schon ihre Hochzeit vor 60 Jahren fiel eher bescheiden aus. Ruth erinnert sich noch ganz genau. Einziger Gast war Guntrams Mutter. „Wir fuhren mittags mit dem Linienbus zum Standesamt nach Buch und abends um zehn ging es mit dem Zug auf 14-tägige Hochzeitsreise ins Ferienheim Schloss Reinhardsbrunn.“ Ihr erster Sohn Gunnar war damals schon unterwegs. Die diamantene Braut zeigt auf das Foto von ihrem Hochzeitstanz: „Da bin ich im sechsten Monat schwanger.“
Kennengelernt hat sich das Paar einige Jahre vorher beim Sport. Beide spielten leidenschaftlich gern Handball – sie zunächst bei Einheit Pankow, er bei der SG Einheit Berliner Bär. So richtig gefunkt habe es auf einem Osterturnier in Müllrose. Aber die zwei Verliebten ließen es langsam angehen. Nach dem Training kehrten sie oft noch mit ihren Mitspielern in einer Gaststätte ein. „Da aßen wir am liebsten Bauernfrühstück und machten mit den anderen Stiefeltrinken.“ Getanzt wurde auch. „Am späten Abend hat er mich immer nach Hause gebracht.“ Aber nur bis vor die Tür: „Unsere Liebe ist langsam gewachsen. Bei den Paaren heute geht alles immer so schnell. Und genauso schnell rennen sie wieder auseinander.“
Sie und ihr Guntram hingegen haben es inzwischen schon über 60 Jahre miteinander ausgehalten und dabei so viel miteinander erlebt – das verbindet. Beim Sichten alter Fotos rufen sich beide gern kleine Begebenheiten und große Urlaubsreisen in Erinnerung. „Wir haben viel gesehen“ – Toronto, die Niagarafälle, die Kanaren, Frankreich. Besonders schön fanden sie es auf Kuba und in Österreich.
Nach Mahlsdorf verschlagen hat es die Eheleute mit Sohn Gunnar und dem 1972 geborenen Nachzügler Sirko im Jahr 1976. Zu jener Zeit wohnte die Familie in der Frankfurter Allee. Die Vierraumwohnung im 13. Stock hat Ruth Müller gut gefallen, „aber ich bin kein Hochhauskind und wäre da wahrscheinlich eingegangen.“ Also suchten sie nach einem Grundstück und wurden in der Händelstraße fündig. Dort gab es zunächst nur einen Bungalow, das Fundament für eine Garage und mindestens 25 alte Obstbäume, schildert Guntram. „Die Bäume mussten weichen, damit wir das Grundstück überhaupt entwickeln konnten. Den Keller haben wir selbst gebaut.“ Geschuftet wurde immer nach Feierabend: Seine Frau arbeitete als Brandschutzingenieurin bei der Feuerwehr, er als Bauleiter bei der Zollverwaltung. 1981 war das Haus fertig. Aber wie heißt es doch gleich: Eigenheimbesitzer werden nie fertig. So geht es auch den Müllers. Vor allem im Garten gibt es immer etwas zu tun. Die Aufgaben sind meist klar verteilt. „Während ich Unkraut zupfe, mäht er den Rasen.“ Das hält fit.
Auch sonst sind Ruth und Guntram Müller mit ihren 81 Jahren noch darauf bedacht, in Bewegung zu bleiben, sei es mit dem E-Bike oder zu Fuß. Mindestens 10.000 Schritte nehmen sich beide täglich vor. Nicht selten wird daraus ein kleiner Wettbewerb. So ist es halt unter Sportlern. „Wir tragen beide Fitnessarmbänder. Wenn ich am Abend 300 Schritte mehr angezeigt bekomme, geht er noch dreimal ums Haus, um gleichzuziehen“, sagt Ruth und kann sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Nach dem Geheimnis ihrer langen und glücklichen Ehe befragt, sagen beide, sie hätten immer gemeinsame Interessen gehabt. Jungen Paaren raten sie, Rücksicht auf den anderen zu nehmen und nicht gleich bei jedem kleinen Zwist auseinanderzugehen. Es gebe in einer Beziehung viele Aufs und Abs: „Auf schlechte folgen immer gute Tage.“