In Marzahn geht das neue Kraftwerk ans Netz


Am Mittwoch war symbolische Inbetriebnahme mit Gästen aus Politik und Wirtschaft

In Marzahn geht das neue Kraftwerk ans Netz

In Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) und weiteren Gästen aus Politik und Wirtschaft wurde heute nach dreijähriger Bauzeit das neue Marzahner Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk symbolisch in Betrieb genommen. Die 300 Millionen Euro teure Anlage liefert Strom, versorgt etwa 150.000 Haushalte im Osten der Stadt mit Wärme und ist für Vattenfall der letzte Baustein bei der Erfüllung seiner mit dem Land Berlin getroffenen Klimaschutzvereinbarung. 

Michael Müller verwies in seiner Rede darauf, dass Berlin als erstes Bundesland den Braunkohle-Ausstieg fix gemacht habe und in Sachen Umwelt- und Klimaschutz ambitionierte Ziele verfolge. Diese umzusetzen, könne nur gemeinsam mit den Unternehmen gelingen. Vattenfall bezeichnete er dabei als einen wichtigen Partner.  „Berlin braucht eine zukunftsfähige Energieversorgung, die nicht nur zuverlässig, sondern auch nachhaltig und klimaschonend ist“, so Müller. Das Heizkraftwerk Marzahn sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität Berlins bis 2050. 

 

Versorgungssicherheit bei der Energiewende

Jährlich werde durch die von Siemens gebaute Anlage fast eine Viertelmillion Tonnen C02 eingespart. Das entspreche den typischen Emissionen von rund 125.000 Autos, ließ Jochen Eickholt, Vorstandsmitglied von Siemens Energy, die Anwesenden wissen. Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nußbaum und Tanja Wielgoß, Chefin der Vattenfall Wärme Berlin AG, betonten, welche wichtige Rolle hochmoderne Heizkraftwerke wie jenes in Marzahn bei der Gestaltung der Energiewende und dem Übergang zum erneuerbaren und klimaneutralen Energiesystem spielen. „Alle Berlinerinnen und Berliner wollen warm duschen, geheizte Wohnungen und sie wollen Strom, egal wie das Wetter draußen ist“, sagte Wielgoß. Das Heizkraftwerk stehe für Versorgungssicherheit. „Von Anlagen wie diesen brauchen wir in Deutschland sechs im Jahr und das zehnmal hintereinander, um die 17 Gigawatt Kohleleistung zu ersetzen.“

 

Wasserstoff statt Erdgas – noch Zukunftsmusik

Aufgrund ihrer flexiblen Fahrweise könne die Anlage, deren Herzstück eine in Moabit hergestellte Gasturbine ist, einerseits Schwankungen ausgleichen, zu denen es bei der Einspeisung erneuerbarer Energien ins Stromnetz immer wieder komme, und andererseits die Bedürfnisse der Fernwärmenutzer*innen zuverlässig absichern, wird in einer Pressemitteilung von Vattenfall erklärt.

Zur aktuell heiß diskutierten Wasserstoffstrategie bemerkte Tanja Wielgoß, die Gasturbine könne theoretisch auch mit Wasserstoff anstelle von Erdgas befeuert werden. Um das Kraftwerk aber tatsächlich auf diese Weise zu betreiben, brauche es noch viel Forschung, Entwicklung und sehr viel Geld. „Wir müssen eine Gemeinschaftsleistung hinlegen, um zu beweisen, dass diese Technik nicht nur möglich, sondern auch bezahlbar ist.“

 

Neues Kraftwerk am alten Standort

Errichtet wurde das neue Heizkraftwerk auf dem Areal der 2010 stillgelegten Anlage an der Ecke Rhinstraße und Allee der Kosmonauten. Mit einem Brennstoffnutzungsgrad von über 90 Prozent gehört es zu den effizientesten Heizkraftwerken Europas und kann im Kraft-Wärme-Kopplungsmodus bis zu 230 Megawatt Wärme sowie bis zu 260 Megawatt Strom ausspeisen. Das alte Kraftwerk habe 40 Jahre lang gute Arbeit geleistet. Nun werde die Versorgung ein ganzes Stück weit besser, weil sauberer, erklärte Marzahn-Hellersdorfs Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke). Außerdem stelle die neue Anlage sicher, dass die vielen Wohnungsneubauprojekte „die wir gerade auf den Weg gebracht haben und weiter auf den Weg bringen, mit Fernwärme, mit warmem Wasser und mit gutem Strom versorgt werden“, so Pohle.