Drei junge Birken erinnern an den ehemaligen sowjetischen Friedhof
Neuer Gedenkort im Schlosspark Biesdorf
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden im Schlosspark Biesdorf 462 sowjetische Soldaten, Offiziere und zivile Tote ihre letzte Ruhe. Der sieben Hektar große und von einer hohen Klinkermauer umgebene „Notfriedhof“ existierte bis 1958. Seit vergangener Woche erinnern drei junge Birken an den historischen Ort und die Kriegsopfer.
Vertreter*innen des Bezirksamts, des Heimatvereins und der „Freunde Schloss Biesdorf“ brachten die Bäume anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung in den Boden. „Mit Blick auf den Großen Vaterländischen Krieg haben Birken einen besonderen Symbolwert“, sagte Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke). Sie seien Opfer der verbrannten Erde geworden, die die deutsche Wehrmacht hinterließ, säumten aber auch den Weg der Befreiung und etliche Gräber Gefallener.
Die Rote Armee hatte den Park mit dem brandzerstörten Schloss 1945 beschlagnahmt. Aus Abbruchmaterialien der einstigen Siemens-Villa wurde eine Mauer errichtet, die die südliche Hälfte des Parks umgab. An der heutigen Brodersenallee und hinter dem Pleasureground wurden Grabfelder angelegt. Das Erdgeschoss des zerstörten Schlosses erhielt ein provisorisches Dach, eine Trauerhalle und Verwaltungsräume.
Der Vorsitzende der Schloss-Freunde, Dr. Heinrich Niemann, erklärte, die gemeinsame Pflanzaktion zeuge von einem tiefen inneren Verständnis, den verbrecherischen Krieg, seine Opfer und vor allem diejenigen, die ihm ein Ende gesetzt haben, nicht zu vergessen. Außerdem verwies er auf den glücklichen Umstand, dass durch die Einrichtung des Friedhofs der alte Baumbestand im heute denkmalgeschützten Park weitgehend erhalten werden konnte. Andernorts in der Stadt – etwa im Tiergarten – wurden Bäume und Sträucher massenhaft abgeholzt, weil die Berliner*innen Feuerholz brauchten.
Bau- und Kulturstadträtin Juliane Witt (Die Linke) dankte Niemann, seinen Mitstreiter*innen und dem Grünflächenamt dafür, den Birkenhain angeregt und umgesetzt zu haben. „Mit der Einweihung dieses Gedenkortes wird die Geschichte vom Schloss und Schlosspark um einen wichtigen Teil ergänzt. Während derzeit die Schönheit im Mittelpunkt steht, hat das Schloss auch viel Leid erfahren“, so Witt.
1958 erfolgte die Auflösung des sowjetischen Friedhofs. Bereits seit Mitte der 1950er Jahre hatte die öffentliche Nutzung von Schloss und Park schrittweise begonnen. Die Toten wurden exhumiert und auf den Parkfriedhof Marzahn umgebettet, wo nach den Plänen des Gartenarchitekten Johannes Mielenz und des Bildhauers Erwin Kobbert ein sowjetischer Ehrenhain entstanden war.
Die hohe Klinkermauer im Biesdorfer Park verschwand ein Jahr später. Wenige Reste davon befinden sich noch an der Zufahrt zum Schloss. Darüber hinaus erinnern noch einige Birken und in alte Linden geschnitzte kyrillische Buchstaben an den ehemaligen sowjetischen Friedhof.