Autoknacker schlug ganze zehn Mal zu


Die Serie begann in einer Tiefgarage in Hellersdorf

Autoknacker schlug ganze zehn Mal zu

Der Einbrecher war nicht wählerisch. Mal schlug er die Seitenscheibe eines betagten Mercedes ein, mal machte er sich an einem Kleinwagen oder an einem Cabriolet zu schaffen. Zehn Fahrzeuge brach Darius K.* innerhalb eines Monats auf. „Was mich da getrieben hat, kann ich eigentlich gar nicht sagen“, erklärt er nun vor dem Landgericht. Mehrfach habe er Gegenstände eingesteckt. „Einmal habe ich einen Autoschlüssel gefunden und wollte zu meinen Eltern fahren.“ 

Die Serie begann am 18. Oktober vergangenen Jahres in einer Tiefgarage in Hellersdorf. Gegen 22.30 Uhr schlich K. mit einer Glasflasche in der Hand zu einem Fahrzeug, drosch zu und entriegelte den Wagen. Er durchwühlte das Handschuhfach und fand unter anderem die Zulassungsbescheinigung und Schlüssel für ein weiteres Auto. Weil auch dieser Wagen in der Tiefgarage stand, startete K. eine „Spritztour“. 

 

Zwei Stunden später wurde er von Polizeibeamten gestoppt. Ein Test ergab, dass der Autodieb mit 1,45 Promille Alkohol im Blut unterwegs war. Er durfte nach Aufnahme seiner Personalien gehen. Und machte sofort weiter. Erneut wurde die Tiefgarage zum Tatort. Mit einem Navigationsgerät, einem Radio und einer Sonnenbrille entkam der Dieb. 

 

Nach einer zehntägigen „Pause“ setzte K. die Serie fort und schnitt mit einem Küchenmesser das Verdeck eines Cabriolets auf. Als er vier Tage später wieder in ein fremdes Auto langte, rief ein Augenzeuge die Polizei, hielt den Täter fest und übergab ihn den Beamten. Wie bei früheren Einbrüchen war K. erheblich alkoholisiert. Und wieder hatte Darius K. viel Glück: Nach kurzer Zeit durfte er nach Hause spazieren. 

 

Es hätte K. eigentlich Warnung genug sein müssen. Doch wieder zog es ihn in die Gegend seiner Ex-Freundin. „Ich war auf Psychose und betrunken“, sagt der Vater von drei Kindern nun. Auch wenn er erst einen Monat zuvor eine neue Wohnung in Marzahn bezogen hatte, sei es ihm nicht besser gegangen. Streit habe er gesucht. „Mit meinen Kumpels, mit meiner Ex – bis keiner mehr etwas mit mir zu tun haben wollte.“

 

Am Morgen des 17. November schlug er auf einem öffentlichen Parkplatz an der Marzahner Promenade zu. Mit Wut im Bauch ging er von Fahrzeug zu Fahrzeug. Fünf Wagen innerhalb weniger Minuten. Was Darius K. greifen konnte, steckte er ein. Mehrfach war es ein Navigationsgerät, einmal lediglich eine Taschenlampe. Wieder wurde er von Polizisten abgeführt. Doch frei kam er nicht mehr. 

 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass K. die Beute für sich behalten oder verkaufen wollte. Schließlich war der Mann ohne Job und knapp bei Kasse. Einen Teil der gestohlenen Gegenstände fanden Beamte in seiner Wohnung. Darius K. sagt, er habe zuletzt gehofft, wieder einen Autoschlüssel zu finden, „um dann zu meinen Eltern zu fahren“. 

 

Seine Ehe ist bereits vor rund zehn Jahren in die Brüche gegangen. „Mit den Kindern telefoniere ich manchmal“, sagt der Angeklagte leise. Traurig wirkt er und auch sehr ratlos. Mehrfach stand er bereits vor Gericht – zuletzt wegen schwerer Brandstiftung. In dem Prozess vor rund drei Jahren gingen die Richter von einer Schuldunfähigkeit zur Tatzeit aus. Sie glaubten allerdings, dass sich K. in Behandlung begeben und seine Erkrankung in den Griff bekommen würde. Darius K. blieb in Freiheit. 

 

Nun strebt die Staatsanwaltschaft seine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an – von ihm würden wegen der Erkrankung „erhebliche rechtswidrige Taten ausgehen“. Zum Urteil kommt es Mitte Mai.

 

Kerstin Berg

(*Name von der Red. geändert)

 

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