Kranzniederlegungen in Marzahn und Kaulsdorf zum 75. Jahrestag
Bezirk erinnert an Kriegsende und Befreiung
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Heute jährt sich das historische Datum zum 75. Mal. An dem Tag, der symbolisch auch für das Ende der NS-Diktatur und ihrer Verbrechen steht, finden in Marzahn-Hellersdorf traditionell Gedenkveranstaltungen statt – im Krisenjahr 2020 allerdings in deutlich kleinerem Rahmen.
Auf dem Parkfriedhof Marzahn am Wiesenburger Weg und am sowjetischen Ehrenmal in der Brodauer Straße in Kaulsdorf legten einige Vertreter*innen des Bezirksamts und der
Bezirksverordnetenversammlung Kränze nieder. Bürger*innen waren im Vorfeld gebeten worden, von einer Teilnahme an den beiden offiziellen Terminen möglichst abzusehen und die Orte lieber später am
Tag aufzusuchen. Marzahn-Hellersdorfs Bürgermeisterin Dagmar Pohle und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau hielten kurze Reden.
Pau brachte ihr Bedauern darüber zum Ausdruck, dass Corona ein Gedenken, wie es für das bedeutende Jubiläum eigentlich angemessen gewesen wäre, verhindert habe. So mussten überall im Land von langer Hand geplante Veranstaltungen entweder weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten oder sogar komplett abgesagt werden, darunter auch ein Staatsakt in Berlin.
Am Rande der Veranstaltung erinnerte die Linken-Politikerin an die berühmte Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker 1985 vor dem Deutschen Bundestag. Dieser hatte damals gemahnt, sich nicht in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen hineintreiben zu lassen und daran appelliert, miteinander leben zu lernen statt gegeneinander. Diese Worte, so Pau, seien von zeitloser Aktualität.
Weizsäcker war es auch, der an jenem 8. Mai vor 35 Jahren als erster Bundespräsident vom „Tag der Befreiung“ sprach und damit wesentlich dazu beitrug, dass im Westen das Gefühl der Niederlage der Erkenntnis wich, durch die Alliierten vom NS-Regime befreit worden zu sein.
Nun werden Stimmen lauter, am 8. Mai, der in Berlin heute nur ausnahmsweise ein Feiertag ist, künftig jedes Jahr die Arbeit niederzulegen. Petra Pau hatte am Donnerstag gemeinsam mit Claudia Roth (Grüne) im Bundestag eine Petition mit rund 100.000 Unterschriften von der Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano entgegengenommen. Darin fordert die 95-Jährige, den 8. Mai in ganz Deutschland zum gesetzlichen Feiertag zu machen. Es sei nicht nur überfällig, dass der Tag einen ganz besonderen Stellenwert bekomme, sondern auch wichtig für die Zukunft, wenn es keine Zeitzeugen mehr gebe. Pau spricht sich ebenfalls für eine solche Würdigung aus: „Ich finde es gut, dass Berlin hier vorangegangen ist und glaube fest daran, dass das keine einmalige Geschichte sein wird.“