Peter Zielonka betreibt in Biesdorf seine eigene Tanzschule
Und was machen Sie beruflich?
„Was machst du so?“ gehört zu den absoluten Smalltalk-Klassikern. Die Frage ist zwar alles andere als einfallsreich und nervt vor allem jene, die sich nicht über ihren Job definieren lassen wollen oder auf einer Party schlichtweg keine Lust haben, von der Arbeit zu sprechen. Aber weil die Art, wie jemand von seinem Beruf erzählt, eben auch viel über diese Person aussagt, stellen wir in unserer neuen Rubrik genau diese Frage. Wir wollen von Menschen aus dem Bezirk wissen, womit sie ihr Geld verdienen, wie sie zu ihrem Job gekommen sind, was sie antreibt und welche Pläne sie noch haben. Den Anfang macht Peter Zielonka. Er betreibt mit Herzblut in Biesdorf seine eigene Tanzschule.
Emotion und Ausdruck, schwierige Schrittfolgen und elegante Drehungen: Tanzen war schon immer Peter Zielonkas große Passion. Zehn Jahre lang hat er Turniertanz als Leistungssport betrieben, schaffte es in den Landeskader und erreichte in der Königsdisziplin „Zehn Tänze“ die höchste deutsche Klasse. Als seine Partnerin einen Bandscheibenvorfall erlitt, war damit von einem Tag auf den anderen Schluss. Fortan widmete sich Zielonka dem Ballett und Modern Dance. Es folgten erste Engagements. Doch bevor er richtig durchstarten konnte, warf ihn eine schwere Krankheit komplett aus der Bahn. „Ich weiß noch genau, wie ich nach der Reha mit meinem Köfferchen am Bahnhof Charlottenburg stand: Der Traum von der Karriere auf der Bühne war geplatzt, ich hatte kein Geld und wusste nicht, wie es weitergehen sollte.“ Letztlich entschied er sich, sein Wissen und seine Leidenschaft fürs Tanzen an andere weiterzugeben. Die ersten Kurse starteten 2005 zunächst im Schloss Biesdorf und etwas später im Theater am Park (TaP).
DER QUICKSTEP – SEIN NATURELL
Dem TaP ist Peter Zielonka bis heute treu geblieben. In seiner Tanzschule beschäftigt er inzwischen sieben Tanztrainer und -lehrer. Tagtäglich zeigen sie Anfängern, Fortgeschrittenen und Hobby-Tänzern, wie sie bei Foxtrott, Jive, Tango, Salsa und Co. gekonnt übers Parkett wirbeln. Nach seinem persönlichen Lieblingstanz befragt, muss Zielonka nur kurz überlegen. „Also, wenn ich in meinem Leben nur noch einen einzigen Tanz tanzen dürfte, wäre das wohl der Quickstep. Der ist schnell. Das entspricht meinem Naturell.“
KURSE, REISEN, ÜBUNGSABENDE
Bei der Gestaltung des Kursangebots beweisen Zielonka und seine Mitarbeiter immer wieder Einfallsreichtum. Neben den klassischen Gesellschaftstanzkursen und Privatunterricht gehören ein Fitness-Kurs für Mütter und ihre Babys, Tanzreisen ins In- und Ausland, Übungsabende und Veranstaltungen wie der Tanz in den Mai (30. April), die Schlagerparty (21.11.) und der Tanz nach der Gans (27.12.) zu den „Specials“ der Tanzschule. Außerdem gibt es Überlegungen, den „Open Dance Floor“ künftig regelmäßig anzubieten. „Da wird einfach Musik aufgelegt und jeder aus dem Kiez, kann vorbeikommen und nach Lust und Laune tanzen.“
TANZSCHULE ALS TREFFPUNKT
Etwa 400 Frauen und Männer gehen Woche für Woche in Peter Zielonkas Tanzschule ein und aus. Der älteste Teilnehmer ist über 80 Jahre alt, die Jüngsten sind erst seit drei Monaten auf der Welt. „Viele unserer Paare kommen aus dem Bezirk. Häufig sind die Kinder gerade aus dem Haus und sie suchen ein gemeinsames Hobby, bei dem sie sich bewegen und vielleicht auch wieder näher zueinander finden können.“ Andere wiederum wollen einfach ihre Kenntnisse auffrischen oder suchen Geselligkeit. Den Anspruch, wie Turniertänzer durch den Saal zu fegen, haben die wenigsten, weiß der staatlich geprüfte Bühnentänzer und Tanzsporttrainer.
FAST PERFEKTE BEDINGUNGEN
Neben der Professionalität und Leidenschaft, mit der Zielonka und sein Team jede ein-zelne Unterrichtsstunde zu einem Erlebnis machen, kann die Tanzschule mit einem 200 Quadratmeter großen Saal bei den Tanzschülern punkten. Die weiträumige, lichtdurchflutete und säulenlosen Tanzfläche mit weichem Schwingparkett ist ein-fach ein Traum. Auch im kleinen Ballettsaal und im TaP-extra kann getanzt werden. Was noch fehlt, ist ein Ort zum gemütlichen Beisammensein. „Die Leute haben das Be-dürfnis, nach dem Unterricht bei einem Gläschen zusammenzusitzen und eine Runde zu plaudern. Das können wir derzeit nicht bieten.“ Zielonka hofft, dass der Wunsch nach einem eigenen Loungebereich mit einer kleinen Bar bei den geplanten Umbauarbeiten im TaP berücksichtigt wird.
TÄGLICH LACHENDE GESICHTER
Obwohl so eine Tanzschule natürlich viel Arbeit bedeutet, hat Peter Zielonka den Weg in die Selbstständigkeit nie bereut. „Ich bin ein Bewegungsmensch und tanze für mein Leben gern. Insofern ist das für mich natürlich ein Traumjob.“ Wer sich dafür entscheidet, eine Tanzschule zu eröffnen, sollte den administrativen und organisatorischen Aufwand allerdings nicht unterschätzen, bemerkt er. Ausgleich zur Schreibtischarbeit findet Zielonka in den Kursen am Abend. Das Schönste an seinem Beruf aber sei, dass er mit glücklichen Menschen arbeite und täglich lachende Gesichter zu sehen bekomme.