„Kein Tee mit Mugabe“

Antje Waldschmidt hat aus einem Rucksacktrip durch Afrika ein Buch gemacht

"Kein Tee mit Mugabe"

Armut und Hunger, Despoten, Konflikte und Katastrophen – es ist ein sehr eindimensionales Bild, das viele Europäer von Afrika haben, ohne je dagewesen zu sein. Antje Waldschmidt kennt auch die vielen anderen Facetten des Kontinents. Seit zehn Jahren ist sie regelmäßig in den Ländern südlich der Sahara unterwegs. 

Sie hat verschiedene soziale Projekte in Namibia betreut und dort ein Praktikum in der Deutschen Botschaft absolviert, verdiente sich in Kapstadt Geld als Model und hat in der weltbekannten Metropole ihr Auslandssemester gemacht. 2015 schnappte sich die Mahlsdorferin dann Rucksack und Notizbuch für einen fast 3.000 Kilometer langen Trip, der sie von Südafrika nach Mosambik weiter nach Simbabwe bis nach Sambia führte.

Ihre Erlebnisse wurden vergangenes Jahr unter dem Titel „Kein Tee mit Mugabe“ im Verlag edition oberkassel als Reiseroman veröffentlicht. „Ich habe das Buch geschrieben, um ein anderes Afrika-Bild zu vermitteln“, sagt die 35-Jährige.

 

In sechs Kurzgeschichten schildert die Sozial- und Politikwissenschaftlerin authentisch, erfrischend und zugleich fesselnd von besonderen Eindrücken, faszinierenden Begegnungen und ungewöhnlichen Begebenheiten. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, gängige Klischees aufzugreifen und zu reflektieren – etwa wenn es um die Vielehe geht und sie von den Avancen des charmanten Mosambikaners Romeo berichtet, der sich zunächst völlig unbeeindruckt vom Ehering der Deutschen zeigte. „Den Ring trage ich immer, wenn ich allein reise“, verrät Waldschmidt. Der sei nur Fake, habe sich aber bislang als probates Mittel gegen aufdringliche Männer erwiesen – und zwar nicht nur in Afrika.

 

Besonders nah gegangen ist der Mahlsdorferin ihr Aufenthalt am Karibasee. Auch diese Episode ist im Buch beschrieben. Damals wurde Simbabwe noch von dem inzwischen verstorbenen Autokraten Robert Mugabe regiert. Ihre Unterkunft bezog Antje Waldschmidt in einem einst florierenden Ferienort. Die Politik Mugabes und die vom Westen verhängten Sanktionen hatten den Tourismus vor Ort nahezu zum Erliegen gebracht. „Vieles wirkte zerfallen.“ Eine außergewöhnliche Bootstour zu Nilpferden und Krokodilen, vor allem aber die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der ihr die Menschen begegneten, hinterließen bei Waldschmidt einen bleibenden Eindruck.

 

„Ich habe das Buch für Afrika-Freunde geschrieben, die ein bisschen hinter die Fassade blicken wollen, und für Leute, die sich für Menschen und deren Geschichten interessieren“, sagt die Autorin über ihren Erstling. Schön fände sie es auch, wenn „Kein Tee mit Mugabe“ Frauen dazu inspiriere, allein zu reisen. Sie selbst jedenfalls möchte diese Erfahrung nicht missen. Das mit dem Alleinreisen dürfte für die Mahlsdorferin in nächster Zeit allerdings schwer werden. Vor wenigen Monaten ist Antje Waldschmidt Mutter geworden. Das hindert sie nicht daran, schon den nächsten Trip ins Ausland zu planen. Diesmal soll es nach Südamerika gehen – natürlich mit dem Kleinen. Gut vorstellbar, dass sie uns in einem neuen Buch daran teilhaben lässt, wie es ist, mit Baby durch fremde Länder zu touren. 

 

„Kein Tee mit Mugabe“

287 Seiten, 14,00 €, ISBN: 3958131735

 

© Dean Preston