Betrüger gaben sich am Telefon als Polizisten aus
Seniorin aus Kaulsdorf um 2.000 € gebracht
Als sich ein „Oberkommissar S.“ am Telefon meldete, dachte Gerda B.* sofort an Betrug. „Man hört von solchen Sachen ja immer wieder“, sagt sie nun als Zeugin vor Gericht. Sie wollte eigentlich auflegen. „Aber dann waren da die vielen Geräusche im Hintergrund – wie bei einem Polizeieinsatz.“ Sie zögerte. Der Fremde redete freundlich, sehr geschickt – und zerstreute Zweifel.
„Der Mann warnte mich eindringlich vor Einbrechern in meiner Nachbarschaft.“ Gerda B. sollte ihr Bargeld und ihren Schmuck in einen Beutel packen. Ein Beamter werde die Wertsachen abholen und bis zur Festnahme der Ganoven in einem sicheren Polizeiwagen deponieren. „Ich sollte nicht auflegen. Der Oberkommissar vermittelte weiter. Es meldete sich dann ein Mann, der sich als Staatsanwalt vorstellte“, schildert die 78-Jährige. Die Frau aus Kaulsdorf hatte 2.000 Euro im Haus. „Sie sollten unseren Hinweisen folgen, es könnte sehr gefährlich für Sie werden“, hieß es. Bis sie ihre Ersparnisse wirklich vor das Haus brachte. „Schon auf dem Rückweg wurde mir klar, dass es Betrug war.“ Doch das Geld war weg.
Ein Anruf, warnende Worte, ein vermeintliches Hilfsangebot und viel Druck: Die Masche von „falschen Polizisten“ funktioniert meist nach demselben Prinzip. 2018 seien laut Polizei mit dieser Methode ältere Berlinerinnen und Berliner um insgesamt rund fünf Millionen Euro gebracht worden.
Angeklagt ist in diesem Fall ein schmächtiger Mann (26). Er wurde gefasst, als er nach einem Beutel mit Bargeld und Schmuck griff, den eine Rentnerin auf Drängen eines „Herrn R. von der Kriminalpolizei“ vor ihre Haustür gelegt hatte. Es waren fast 12.000 Euro sowie wertvoller Goldschmuck.
Bei Klara D.* hatten falsche Polizisten auch von einem angeblichen Mittäter in ihrer Bank gesprochen. „Sie spielten mir sogar einen Telefonmitschnitt vor“, sagt die Seniorin. Es habe alles so echt gewirkt. „Ich ließ mich beschwatzen, ging tatsächlich zur Bank, hob Geld ab.“ Ihr Vermögen deponierte sie an einem Gebüsch in der Nähe ihres Wohnhauses. „Kurz danach erschien die wirkliche Polizei“, berichtet sie.
Marek W. soll gemeinsam mit mehreren Komplizen agiert haben. Er sei zuletzt von der Polizei observiert worden. Im Prozess hüllt er sich in Schweigen. Es gibt ein weiteres Verfahren gegen ihn. Sein Anwalt spricht von „zehn gleich gelagerten Taten“.
Hinter der Betrugsmasche mit falschen Polizisten am Telefon stecken häufig Banden. Der Schwindel laufe oft über Call-Center im Ausland, so ein Ermittler. Mit spezieller Software wird der Anruf so manipuliert, dass im Telefondisplay der Angerufenen die Nummer 110 – was bei Anrufen der echten Polizei nie der Fall wäre.
Marek W. war aus Sicht der Amtsrichterin an zwei „verwerflichen Taten“ beteiligt. In einem Fall sei es gelungen, einem 73-Jährigen reichlich Gold abzunehmen. Insgesamt habe die Beute rund 68 000 Euro betragen, so das Gericht. Wegen Betrugs ergeht eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten.
Kerstin Berg
(*Namen von der Red. geändert)
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