Lutz Haasler fährt per Rad die vielen von Eintracht genutzten Sportstätten ab
"Ich lebe gern in Hellersdorf"
Lutz Haasler arbeitet hauptamtlich in der Geschäftsstelle des mitgliederstarken Sportvereins Eintracht Berlin. Der studierte Pädagoge hat nach der Wende den Sportjugendklub mit aufgebaut und legt heute noch Wert auf die Kinder- und Jugendförderung. Geprägt haben ihn von klein auf sein eigenes Sportlerleben und die Vorbildrolle seiner Eltern. Sein Talent für Organisation und Management entdeckte der frühere Vereinspräsident Gerhard Prill.
Lieber Lutz, du hast oft für „Die Hellersdorfer“ geschrieben.
Ja, besonders früher als Abteilungsleiter Handball, denn wir haben schon damals viel auf die Beine gestellt. Einmal ging es sogar um unseren freiwilligen Einsatz nach der Jahrhundertflut 2002 in Sachsen. Die „Alten Herren Handball“ kämpften mit gegen den Schlamm, und gewürdigt wurde das später vom damaligen Hellersdorfer Bürgermeister, Uwe Klett, mit einem „Sächsischen Fluthelfer-Orden“. Das hat uns sehr stolz gemacht.
Warum nur muss ich bei Dr. Klett an Großbritannien denken ...
(Lacht.) Er hat dort eine Zeitlang gelebt. Meine Alte-Herren-Mannschaft war mal eine Woche in Irland – damals, na ja, ein Entwicklungsland in Sachen Handball. Und ich behaupte, wir haben den Handball nach Irland gebracht!
Wann packte dich der Handball?
Als Schüler in Gotha war ich Turner. Ich wurde Sportlehrer und nach Berlin kam ich durch die Liebe. Nach der Wende gehörte ich zur ABM-Generation. Ich absolvierte einen Sportlehrer-Management-Lehrgang. Gerhard Prill, damals Präsident unseres Vereins, hatte mich angesprochen. Er suchte noch jemanden für den Handball. So begann ich mit dem Training von zwei Mädchen-Mannschaften.
Du sagst, Sportbetrieb funktioniert nur mit „Verrückten“?
Jedenfalls nicht ohne all die, die weder auf die Uhr noch aufs Geld schauen: Übungsleiter, Trainer, Organisatoren, Schiedsrichter, Eltern.
War der Sportjugendklub auch so eine „verrückte“ Idee?
Der Sportjugendklub in der Peter-Huchel-Straße ist eine tolle Sache! Wichtig war uns immer, dass die Kinder und Jugendlichen zusätzlich zu Sport und Spiel noch Hausaufgabenhilfe bekommen. Insgesamt waren wir am Anfang überwiegend sportorientiert mit Handball, Volleyball, Beachvolleyball ... Dann kam der aus meiner Sicht merkwürdige Zwang, auch Mädchenprojekte anzubieten, außerdem Ausflüge für sozial Schwache, Koch- und Backkurse. Das haben wir ja aber alles gemacht! Heute ist nur noch André Mierswa vor Ort, und ihm stehen wenige Räumlichkeiten zur Verfügung.
Wie läuft die Zusammenarbeit direkt mit Schulen im Bezirk?
Da sind wir ein wichtiger, anerkannter Partner der Jugendsozialarbeit und das schon seit 15 Jahren. Mit zehn Schulen haben wir Kooperationsvereinbarungen. Dazu gehören die Hollerbusch-, die Kolibri-, Wuhle- und die Mahlsdorfer Grundschule. Während der Hortzeiten leitet ein lizensierter Übungsleiter eine Arbeitsgemeinschaft in der Schulsporthalle.
Doch damit ist es nicht genug.
Richtig. Neu in diesem Jahr ist der Eltern-Kind-Sport der Abteilung Schwimmen, immer samstags. Im Juni beteiligen wir uns zum zweiten Mal am Kita-Grandprix, den organisiert das Kita-Kompetenzteam des MHWK.
Ihr kooperiert auch mit dem Hellersdorfer Athletik-Club Berlin.
Im Handball haben unser Verein und der ACB die Kräfte in einer Spielgemeinschaft konzentriert. Das funktioniert gut. Zu den vielen Erfolgen gehört auch, dass bisher etwa ein Dutzend jugendliche Handballer zur Sportschule delegiert werden konnten.
An welche Klientel richtet sich der Verein Eintracht Berlin?
SC Eintracht Berlin ist einer der mitgliederstärksten im Bezirk. Zu uns kann im Grunde jede und jeder kommen, vom Kleinkind- bis zum reifen Seniorenalter. Auch inhaltlich sind wir ungewöhnlich breit aufgestellt. Wir bieten 13 Sportarten im Wettkampfbetrieb und 22 für den Freizeitsport an. Von A wie Aerobic und Armwrestling bis W wie Wushu. Eine neue Abteilung ist das Cheerleading. Weitere Infos findet man im Internet unter www.sc-eintracht-berlin.de
Werden die angebotenen Sportarten ausgewogen genutzt?
Überwiegend ja. Allerdings, zum Beispiel beim Herzsport ist die Kapazität derzeit ausgeschöpft. Andere Gruppen freuen sich über weitere Teilnehmer wie etwa die Seniorengymnastik in der Franz-Carl-Achard-Schule oder die drei Kurse des Reha- und Gesundheitssports im Haus des Sports in der Eisenacher Straße.
Wo liegt euer Einzugsgebiet?
Unser Verein ist traditionell vor allem in Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf zu Hause – mit Schwimmen in Kaulsdorf Nord, Tischtennis in der Hermsdorfer Straße, Volleyball in der Schönewalder Straße oder Leichtathletik Am Rosenhag. Aber natürlich sind wir auch in Biesdorf und Marzahn aktiv. Einige Mitglieder wie unsere Boxer kommen aus anderen Berliner Bezirken.
Wie viele Mitglieder seid ihr?
Wir sind 2.146 Mitglieder. Erfreulicherweise halten uns viele Ältere die Treue, übrigens besonders die Frauen. Sehr wichtig ist uns auch die Nachwuchsgewinnung, aber das habe ich ja schon erzählt.
Wie viel zahlt man bei euch?
Der Mitgliedsbeitrag für Kinder und Jugendliche liegt je nach Abteilung bei monatlich 10 bis 15 Euro und Erwachsene zahlen bis 20 Euro. Trotz des verhältnismäßig geringen Beitrags bieten wir noch einiges mehr: zwei- bis dreimal pro Woche Training im Wettkampfsport, an Wochenenden Wettkampfreisen, dazu noch Trainingslager und vieles mehr.
Die Geschäftsstelle des Vereins ist nicht gerade üppig besetzt.
Wir sind zwei Hauptamtliche. Bei mir fällt alles Administrative an. Das umfasst die Präsenz in Sportgremien, die Vertretung des Vereins bei Behörden usw. Organisiert werden müssen auch Leistungsturniere, Trainingslager und dergleichen. Das alles in der Zeitschiene „Vorbereitung – Durchführung – Auswertung“.
Und wer ist die zweite Person?
Die Finanzbuchhaltung hat über 20 Jahre lang Sabine Krüger gemacht. Nun ist sie in Rente gegangen. Ich möchte ihr herzlich für ihre zuverlässige Arbeit danken. Derzeit klären wir ihre Nachfolge. Übrigens, mein Dankeschön gilt auch dem Präsidium mit der Vorsitzenden, Dr. Gabriele Hiller, und dem Ehrenvorsitzenden, Bernd Mahlke.
Kommst du mit den Ämtern klar?
Die Zusammenarbeit mit dem Sportamt ist gut, aber manches dauert sehr lange in der Umsetzung. Seit Jahren müssen wir Trainingsausfall in Sporthallen hinnehmen, weil sie über lange Zeit nur ungenügend gewartet werden und irgendwann Verschleiß zeigen.
Ihr habt sogar einen Sportbus!
Ja – nach einem bewährten Konzept, das wir schon seit zwölf Jahren für Wettkämpfe und Turniere der Abteilungen nutzen. Die Fahrzeuganschaffung wird über Werbung finanziert und der Verein zahlt nur laufend anfallende Kosten, also hauptsächlich Sprit und Werkstattleistungen.
Was gefällt dir an Hellersdorf?
Ich lebe gern in Hellersdorf, denn man ist gleich im Wuhletal – sofort in der grünen Umgebung! Als Rockfan bin ich oft im Kino Kiste. Die Sportstätten kann ich locker mit dem Rad abfahren und die öffentlichen Verkehrsmittel habe ich direkt vor der Haustür. Und was wir hier seit vielen Jahren in unseren Mannschaften gemeinsam erleben, das schweißt zusammen. Freunde gehen einem hier nie aus.
Du bist sportlich sehr vielseitig.
In meiner Schulzeit spielten wir Turner als Ausgleich gern Fußball. Später war ich als Kampfrichter im Geräteturnen tätig und arbeitete als Rettungsschwimmer in Kinderferienlagern. Heute jogge ich, fahre Rad, gehe Kegeln. Als Zuschauer interessiere ich mich für Biathlon.
Wie bist du eigentlich zum Sport gekommen?
Durch meine Eltern: Vater war Schlosser, Mutter Angestellte. Mit vier Jahren habe ich schwimmen gelernt. In Gotha hatten wir ein schönes Leichtathletik-Stadion. Meine Eltern waren Kampfrichter und ich durfte sie von klein auf begleiten. Später habe ich auch meine beiden Töchter zu Sportveranstaltungen mitgenommen. Mal schauen, wie sich meine zweijährige Enkelin entwickelt.
Gespräch: Ute Bekeschus