Marie-Luise und Carl versteckten Verfolgte des Nazi-Regimes bei sich zu Hause
Stolpersteine für Ehepaar Hotze aus Kaulsdorf
Millionen Menschen sind zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet worden. Viele von ihnen waren Juden, Homosexuelle, politische Gegner des Regimes, Menschen mit Behinderungen, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma. Unter dieser unfassbaren Zahl verschwinden Namen und einzelne Schicksale. Der Künstler Gunter Deming hat einen Weg gefunden, Opfer der NS-Diktatur dieser Anonymität zu entreißen. Er verlegt Stolpersteine.
Die kleinen quadratischen, mit einer Messingplatte besetzten Pflastersteine lässt er vor den einstigen Wohnhäusern der Verfolgten in den Gehweg ein. Jeder Stein wird per Hand gefertigt und trägt die Aufschrift: „Hier wohnte“, gefolgt von einem Namen und den Lebensdaten der jeweiligen Person.
Am Donnerstag, dem 5. Dezember, um 13 Uhr kommt Gunter Deming erneut nach Marzahn-Hellersdorf. Vor dem Haus in der Straße An der Wuhle 41 wird er zwei neue Stolpersteine verlegen. Sie sollen an Marie-Luise und Carl Hotze erinnern. Die beiden Kommunisten versteckten in ihrem Zuhause in Kaulsdorf-Süd während des Nazi-Regimes gefährdete KPD-Genossen und sicherten auch 1943 der jüdischen Witwe Anna Degen und ihrem elfjährigen Sohn Michael das Überleben. Michael Degen wurde später ein bekannter Schauspieler und setzte seinen Rettern mit der Autobiografie „Nicht alle waren Mörder“ aus dem Jahr 2007 ein Denkmal.
Die Initiatorinnen Cindy und Angelika Wewerka verstehen das Verlegen der Stolpersteine als einen Akt gegen das Vergessen: „Als Familie beschlossen wir, einem Ehepaar ein Zeichen zu setzen, das sich in einer dunklen Epoche unseres Landes durch Solidarität, Mut und Nächstenliebe hervorgetan hat. Dabei haben wir uns immer die Frage gestellt: Hätten wir auch so mutig gehandelt? Hätten wir Menschen geschützt und riskiert, dafür mit dem eigenen Leben zu bezahlen? Marie-Luise und Carl Hotze waren überzeugte Kommunisten, die für ihre Gesinnung und ihren Glauben an eine kommunistische Zukunft dem nationalsozialistischen Regime getrotzt haben.“
Ihre konsequente Haltung bezahlte Marie-Luise Hotze mit dem Tod im Konzentrationslager Ravensbrück. Carl Hotze kam zunächst ins Konzentrationslager Sachsenhausen, später dann nach Mauthausen. Nach der Befreiung machte er sich zu Fuß auf den Weg von Österreich nach Hause, um dort zu erfahren, dass seine Frau nicht überlebt hatte.
„Wir sind sehr stolz, diesen wunderbaren Menschen an ihrem ehemaligen Zuhause für immer ein Gedenken zu errichten. Mögen Spaziergänger über diese Steine stolpern und mit dem Lesen der beiden Namen Marie-Luise und ihren Mann Carl aus der Vergessenheit holen“, sagen Cindy und Angelika Wewerka.