Der Bezirk ist zum Lebensmittelpunkt des Metropol-Stars geworden
Maria Mallé gefällt Marzahn
Fast drei Jahrzehnte lang gehörte sie zum Ensemble des altehrwürdigen Metropol-Theaters an der Friedrichstraße. Sie schaffte den Durchbruch in der Rolle der Julie in „Showboat“, verkörperte eindrucksvoll die Titelheldin in „Hallo, Dolly!“ und brillierte in „Cabaret “als attraktive Nachtklubsängerin Sally Bowles. Darüber hinaus tourte Maria Mallé mit ihren Solo-Programmen durch die Republik und unternahm sogar einige Ausflüge vor die Kamera („Claire Berolina“, „Melanios letzte Liebe“). Ihr Herz aber schlägt bis heute für die Bühne. „Ich brauche wohl das Publikum“, sagt die gebürtige Österreicherin.
Doppelvorstellung im Freizeitforum
Am Wochenende bekommt Maria Mallé die doppelte Dosis Publikum verabreicht. Weil die Vorstellung am 9. November kurzfristig abgesagt werden musste, wird das Musik-Theaterstück „Linckes Luna ist nicht totzukriegen“ am 30. November gleich zweimal im Freizeitforum Marzahn aufgeführt. Die 72-jährige Mallé übernimmt darin erneut den Part der Souffleuse und spielt „Frau Pusebach“. Auch ihr alter Freund Walter Plathe gibt sich die Ehre – wie schon zur Premiere am 6. Oktober, als der Arndt-Bause-Saal regelrecht bebte. „Die Leute haben uns gefeiert. Die Stimmung war großartig“, schwärmt Mallé. Gemeinsam mit Dr. Wolfgang Helfritsch hat sie das Stück geschrieben und dabei eine Mischung aus Operette und Kabarett geschaffen.
Erzählt wird in zwei Akten die Geschichte der jungen Marzahnerin Chantal. Die ist angehende Sängerin, wohnt an der Allee der Kosmonauten im Flower-Tower und will mithilfe ihres Managers auch beruflich hoch hinaus. Beide treffen auf alte Theaterhasen und schaffen es tatsächlich nach ganz oben – genauer gesagt bis zum Mond, wo ihnen die Figuren aus der 1899 uraufgeführten Operette „Frau Luna“ begegnen. Da gibt ein Wort das andere – selbstverständlich auf Berlinisch – und zwischendurch wird reichlich getanzt und gesungen. Paul Linckes Ohrwurm „Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft“ darf natürlich nicht fehlen. Neben Maria Mallé wirken in dem spielfreudigen, fast 40-köpfigen Ensemble diverse Künstler mit Metropol-Vergangenheit.
Durchs FFM weht ein Hauch Metropol
Und nicht nur an diesem 30. November weht durch das Kulturhaus an der Marzahner Promenade ein Hauch Metropol-Theater. Denn inzwischen hat die Musikalische Komödie Berlin e.V. hier ihr Zuhause. Den gemeinnützigen Verein gibt es seit 20 Jahren. Er steht in der Tradition der 1997 abgewickelten Operettenbühne und bringt immer wieder Altstars aus Metropol und Staatsoper zusammen. „Linckes Luna“ ist schon die vierte Produktion. Den Anfang machten über hundert Vorstellungen von „Fisch zu Viert“. Mit der Operetten-Gala „Wieder mal ins Metropol?!“ sorgte die Musikalische Komödie Berlin 2017 für ein ausverkauftes Freizeitforum. Seither ist der Verein dem FFM treu verbunden. So wird es auch 2020 eine Neuauflage des umjubelten Neujahrskonzerts geben und im nächsten Herbst ein weiteres heiteres Operetten-Programm.
Vom Oderland ins Kienbergviertel
Privat hat es Maria Mallé ebenfalls in den Bezirk verschlagen. Vor fünf Jahren ist sie nach Marzahn gezogen. „Das Alter voraussehend bin ich nach Berlin zurück. Denn irgendwann fährt kein Kollege mehr 75 Kilometer bis ins Oderland, um mit mir eine Tasse Kaffee zu trinken.“ Nicht nur in ihrem Kiez, dem Kienbergviertel, fühlt sich die Sängerin und Schauspielerin inzwischen wohl. „Ich finde zum Beispiel den Fritz-Lang-Platz und die Kurt-Weill-Gasse in Helle Mitte ausgesprochen nett. Im Sommer kann man dort sehr schön draußen sitzen“. Einen Steinwurf entfernt befindet sich auch das Lieblingskino der Mallé: die Kiste in der Heidenauer Straße.
Ab und an packt sie aber doch das Heimweh nach der Oder-Region. Hier ist die Künstlerin aufgewachsen, hier wurden auch die Grundlagen für ihre spätere Karriere gelegt. „Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie mir ab meinem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht ermöglicht hat.“ An der Musikschule in Fürstenwalde lernte sie Geige spielen und Gesang. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin mit Spezialausbildung für Musikalien ging es für die Mallé zunächst nach Neustrelitz zum Kabarett „Die Brennessel“ und anderthalb Jahre später nach Berlin zur „Distel“. Am Metropol wurde sie schließlich zum Musical-Star.
Foto: Jörg Metzner