Gräber, die Geschichte(n) erzählen

Auf dem Kaulsdorfer Friedhof ruhen auch einige bekannte Persönlichkeiten

Gräber, die Geschichte(n) erzählen

Allerheiligen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag: Der November ist der Monat des Gedenkens. Den Abschluss bildet morgen (24.11.) der Totensonntag, den die evangelischen Christen jedes Jahr am letzten Sonntag vor dem 1. Advent begehen, um der Verstorbenen zu gedenken. Hinterbliebene nehmen die stillen Gedenktage häufig zum Anlass, um die Ruhestätten ihrer Lieben besonders schön herzurichten. Wer sich Zeit für einen Gang über die Friedhöfe in unserem Bezirk nimmt, kann aber noch mehr entdecken als liebevoll gestaltete Arrangements.

Geschichtsinteressierte stoßen auf Namen von Menschen, die zu Lebzeiten die Ortsteile prägten. So auch auf dem Friedhof in der Kaulsdorfer Dorfstraße. Fünf Generationen ruhen hier auf 2,5 Hektar Land. Unter ihnen Gutsbesitzer, Künstler, Soldaten und überregional bekannte Unternehmer.

 

Der Kaulsdorfer Wodkakönig Sergei Apollonowitsch Schilkin liegt hier ebenso begraben wie der bekannte Karikaturist und Pressezeichner Willy Moese. Auch Friedrich Wilhelm Bretschneider, der Begründer des „Heimatvereins Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf“, und die Fabrikbesitzerin Frieda Hirsekorn haben hier ihre letzte Ruhestätte. In Hirsekorns Märkischer Wachsschmelze an der Kreuzung Alt-Kaulsdorf / Chemnitzer Straße wurden einst Seifen und Parfümerieartikel hergestellt.

 

Wie die Kaulsdorfer Ortschronistin Karin Satke berichtet, wurde auch der Schriftsteller Ernst Edler von der Planitz in Kaulsdorf beigesetzt – allerdings ohne Gedenkstein. Dafür hatte man dem in den Vereinigten Staaten geborenen späteren Wahl-Kaulsdorfer 1927 mit der Benennung der Planitzstraße bereits zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt.

Bestattet sind auf dem Friedhof außerdem viele Opfer beider Weltkriege – Soldaten wie Zivilpersonen. Bei ihren Recherchen ist Karin Satke auf einen grausigen Zeitzeugenbericht aus den letzten Kriegstagen im April 1945 gestoßen: „Die Toten lagen danach wie Sand am Meer auf der Chaussee und in der Dorfstraße“, heißt es darin. Pfarrer Heinrich Grüber, schildert die Ortschronistin, habe die Leichen gemeinsam mit seinen Helfern geborgen und vor das Eingangstor des Friedhofs gelegt. Beigesetzt wurden sie später rechts und links des Hauptweges.

 

Von prominenter Stelle, unweit der Jugendstil-Trauerhalle, grüßt das Grabmal der Familie Schneider. Es ist die älteste Ruhestätte des 104 Jahre alten Friedhofs. Marie Schneider aus der Auguststraße, die am 15. August 1911 im Alter von 64 Jahren plötzlich der Tod geholt hatte, belegte hier als Erste einen Platz. Erst fünf Monate später bekam sie „Gesellschaft“ von dem am 25. Januar 1912 verstorbenen Journalisten Lorenz Zopick.

 

„Der Friedhof in der Dorfstraße wurde nicht gleich als Begräbnisplatz angenommen“, erklärt Karin Satke. „Die Kaulsdorfer bevorzugten anfangs noch den alten Standort.“ Dieser befand sich von 1866 bis 1921 in der Brodauer Straße. Etwa 700 Kaulsdorfer, so auch der erste Gemeindevorsteher Wilhelm Ernst Bausdorf, fanden dort ihre letzte Ruhe. Dann aber waren die Kapazitäten der 2.500 Quadratmeter großen Anlage erschöpft. 1945 beerdigte man an diesem Ort allerdings noch im Zweiten Weltkrieg bei den letzten Kampfhandlungen gefallene sowjetische Soldaten. Alle noch vorhandenen Grabsteine in der Brodauer Straße wurden im Zuge der Aufstellung des sowjetischen Ehrenmals im Jahre 1946 entfernt.

 

Friedhöfe im Bezirk

Friedhof Biesdorf

Parkfriedhof  Marzahn

Friedhof Mahlsdorf

Friedhof Kaulsdorf

 

Öffnungszeiten

Januar bis April: 8 bis 18 Uhr

Mai bis September: 7 bis 21 Uhr

Oktober bis Dezember: 8 bis 18 Uhr