Demo genehmigt: Friday for Kiekemal am 8.11.

Mahlsdorfer Schulen sind am Limit // Eltern gehen auf die Straße

Demo genehmigt: Friday for Kiekemal am 8.11.

Die Grundschulen im Siedlungsgebiet sind am Limit und echte Entlastung ist nicht in Sicht, denn der Bezirk tritt (wie berichtet) bei der geplanten Reaktivierung des Schulstandorts an der Elsenstraße weiterhin auf der Stelle. Den Eltern der extrem überfüllten Kiekemal-Grundschule reicht es jetzt. Sie haben unter dem Motto „Friday for Kiekemal“ zur Demo aufgerufen, um erneut lautstark auf das Schulplatz-Dilemma aufmerksam zu machen und die Verantwortlichen im Bezirksamt und im Senat zu schnelleren Entscheidungen zu drängen. Dafür wird am Freitag, dem 8. November, ab 7.15 für etwa eine halbe Stunde der vielbefahrene Hultschiner Damm lahmgelegt.

 

Direktorin rechnet mit fünf ersten Klassen

„Wir haben keine Zeit mehr und brauchen eine Lösung für das nächste Schuljahr“, sagte Jana Löschke, Vorsitzende der Gesamtelternvertretung (GEV) der Kiekemal-Grundschule, vergangenen Mittwoch bei einer kurzfristig einberufenen Elternversammlung. Zuvor hatte Schulleiterin Katrin Bloch die Anmeldezahlen für das Schuljahr 2020/21 präsentiert: „Ich habe 162 Erstklässler auf der Liste“, so Bloch. Erfahrungsgemäß verringere sich diese Zahl zwar noch leicht, weil Kinder zurückgestellt würden oder die Wahl der Eltern letztlich doch auf eine Privatschule fiele, dennoch steht die Schulleiterin vor der Herausforderung, im kommenden Sommer fünf erste Klassen aufnehmen zu müssen. Dafür reiche die Kapazität der einst 2,5-zügig geplanten Schule nicht mehr aus. Denn die ist schon jetzt mit 179 Schülerinnen und Schülern überbelegt.

 

Die Schulqualität leidet

Seit Jahren schon leide der Schulbetrieb unter der angespannten Platzsituation, so die Direktorin. „Wir mussten zuletzt erheblich an der pädagogischen Qualität kratzen.“ Auch zwei im Sommer 2018 aufgestellte Schulcontainer konnten nur bedingt weiterhelfen, weil sie sich in der Praxis als zu klein erwiesen hatten. Statt als Klassenzimmer fungieren sie nun als Teilungsräume für den Inklusions- und Religionsunterricht sowie für Musikangebote im Nachmittagsbereich.

Platz für weitere Container ist auf dem Schulgelände nicht mehr.

 

Stadtrat schließt Bustransfers nicht aus

Angesichts der problematischen Lage hatte sich Jana Löschke in der Oktober-Sitzung der BVV an Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) gewandt und gefragt, wie der Bezirk kurzfristig auf die akute Überbelegung an der Kiekemal-Grundschule reagieren wolle. Als eine Option brachte Lemm auch Bustransfers von Schülerinnen und Schülern an andere, nicht komplett belegte Schulen ins Spiel. Dafür kämen unter anderem die Modularen Unterrichträume (MUR) an der ehemaligen Fuchsberg-Grundschule in Biesdorf (Dankratweg) und der neue Modulare Ergänzungsbau (MEB) an der Franz-Carl-Achard-Grundschule in Kaulsdorf (Adolfstraße) infrage. Letzterer wird gerade fertiggestellt. Wenn 2021 das Hauptgebäude der Achard-Schule wegen der anstehenden Grundsanierung leergezogen werden muss, soll der MEB als Ausweichquartier dienen. Schulleiterin Petra Serbe hat aber auch schon ab dem kommenden Schuljahr Verwendung für die Räume. „Wir sind die am meisten verdichtete Schule im Bezirk.“ Die Hofpausen würden bereits gestaffelt stattfinden, die Essensversorgung sei dramatisch, so Serbe. Der neue Ergänzungsbau hätte die unzureichende Platz- und Raumsituation wenigstens für kurze Zeit entschärft.

 

Eltern sprechen sich für Lehnitzplatz aus

Auch Jana Löschke und andere engagierte Mahlsdorfer Eltern halten nichts davon, einige Klassen monatelang mit Bussen nach Biesdorf oder Kaulsdorf zu transportieren. Sie wollen sich dafür stark machen, dass auf dem etwa zwei Kilometer von der Kiekemal-Grundschule entfernten Lehnitzplatz Container aufgestellt werden. Laut Löschke und Bloch bräuchte es acht mobile Unterrichtsräume, um den kompletten ersten Jahrgang dort zu beschulen und auch die Essensversorgung und den Sportunterricht vor Ort zu bewerkstelligen. „Damit könnten wir die ganze Pendelei auf ein Minimum reduzieren“, so die Elternvertreterin.

 

Inzwischen spielt der Lehnitzplatz auch in den Überlegungen des Bezirks wieder eine Rolle. Wegen des Streits mit dem Senat um die Elsenstraße hatte das Schulamt im Mai acht Standorte für potenzielle Schulkapazitätserweiterungen prüfen lassen. Die Untersuchung ergab, dass der im Fachvermögen des Straßen- und Grünflächenamts von Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) befindliche Lehnitzplatz im Kiez einen wichtigen Beitrag für die wohnungsnahe Versorgung mit Grünflächen leiste und zudem geplant sei, den bereits bestehenden Spielplatz zu erweitern. Damit war diese Zwischenlösung zunächst vom Tisch. Ein Antrag der CDU-Fraktion in der vergangenen Bezirksverordnetenversammlung brachte aber wieder Bewegung in die Sache.

Auf Nachfrage teilte Zivkovic mit, ihr Amt habe keine Einwände gegen eine temporäre Bebauung des Platzes mit Schulcontainern. „Damit steht uns erfreulicherweise eine weitere Option zur Verfügung, die wir jetzt in die Prüfung geben“, sagt Bezirksstadtrat Lemm. Doch auch wenn die Prüfung positiv ausfallen sollte: Die Zeit wird knapp bis zum Schuljahresbeginn 20/21.

 

Protestmarsch aus zwei Richtungen

Deshalb sehen sich die Eltern gezwungen, nun massiv Druck zu machen. Aus zwei Richtungen werden die Mamas und Papas am kommenden Freitag mit Transparenten und Trillerpfeifen Richtung Kiekemal-Grundschule marschieren. Ihre drei zentralen Forderungen lauten: 1. Sofortiger Planungsstart zur Bebauung des Lehnitzplatzes mit acht mobilen Unterrichtsräumen. 2. Sofortige Genehmigung des Schulneubaus an der Elsenstraße und 3. Kein täglicher Bus-Shuttle an andere Schulstandorte. Jana Löschke hofft, dass sich möglichst viele Eltern, Kinder, Unterstützerinnen und Unterstützer der Kiekemal-Grundschule, aber auch Eltern künftiger Grundschulkinder dem Protestmarsch anschließen.

 

CDU fordert Krisengipfel

Gordon Lemm hat angekündigt, er werde Anfang Dezember bei der nächsten GEV-Versammlung der Kiekemal-Grundschule über den aktuellen Stand der Planungen informieren und gemeinsam mit den Eltern verschiedene Lösungsansätze zur Kapazitätserweiterung diskutieren. Die CDU wirft dem Stadtrat und dem Senat indes vor, keinerlei Konzept zur Lösung der Schulplatzproblematik zu haben. Vor allem im Siedlungsgebiet, wo die Überbelegung der Grundschulen mit fast 125 Prozent beziffert, sei die Situation dramatisch.

In einer Pressemitteilung kritisieren die Abgeordneten Mario Czaja und Christian Gräff sowie der Fraktionsvorsitzende in der BVV, Alexander J. Herrmann, neben dem Hickhack um die Elsenstraße unter anderem, dass in Sachen Lehnitzplatz eine Abstimmung und Verständigung zwischen Lemms Schulamt und Zivkovics Straßen- und Grünflächenamt erst nach massivem Druck der CDU-Fraktion im Bezirksparlament erfolgt sei. Von Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) fordert die CDU nun, umgehend einen Krisengipfel Schulen einzuberufen. Dabei soll schnellstmöglich ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt werden, um die dringend benötigten Schulkapazitäten herzustellen, heißt es in dem Schreiben.

 

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Friday for Kiekemal

Protestmarsch zur Kiekemal-Grundschule

Fr, 8. November, 7.15 bis 7.45 Uhr

1. Startpunkt: Paul-Wegner-Str. / Ecke Hultschiner Damm, Richtung Norden

2. Startpunkt: Rahnsdorfer Str. / Ecke Hultschiner Damm, Richtung Süden