Alte Sporthalle wurde zum modernen Trainingszentrum umgebaut
Ein erstklassiger Ort für heiße Gefechte
„Heute ist ein historischer Tag für unseren Verein und den Fechtsport in Marzahn-Hellersdorf. Ein Traum wird wahr.“ Mit diesen Worten schloss Michael Behrendt, Vorsitzender des Fechtzentrum Berlin e. V., seine Rede anlässlich der feierlichen Eröffnung des neuen Trainingszentrums in der Bruno-Baum-Straße. Über ein Jahr lang hatten die Fechter ihre Sportstätte den Bauarbeitern überlassen. Anfang September durften sie den schmucken Trainingstempel dann endlich einweihen.
Halle setzt Maßstäbe
Die Halle präsentierte sich ihnen mit neuer Lüftung, neuer Heizung und neuen Toiletten, einem neuen Schwingboden mit 10 integrierten Fechtbahnen, drei Fechtanlagen fürs Rollstuhlfechten, moderner Technik, einem barrierefreien Zugang und vielem mehr. Stolze 2,4 Millionen Euro kostete der Umbau – größtenteils finanziert aus dem Sportanlagen-Sanierungs-Programm des Landes Berlin. „Dass wir hier ein so großes und spezialisiertes Zentrum nur für den Fechtsport übergeben können, ist schon etwas ganz Besonderes für uns als Bezirk, aber auch für Berlin“, erklärte Sportstadtrat Gordon Lemm (SPD) am Eröffnungstag. Und Mario Freund, Präsident des Berliner Fechterbundes, befand: „Für das Fechten in Deutschland setzt diese Trainingshalle Maßstäbe.“
Ein Trainingsort für alle
Das hat sich auch bei den Profis rumgesprochen: Alexander Nobis, der bei der WM im Modernen Fünfkampf erst kürzlich Staffel-Gold gewonnen hat, bereitet sich auf seine Fecht-Wettkämpfe inzwischen in Marzahn vor. Heiße Gefechte liefern sich unterm neuen Hallendach aber keineswegs nur Profis. Ob für Amateursportler oder Olympiakader, Junge oder Alte, Fuß- oder Rollstuhlfechter – das neue Trainingszentrum ist für alle da. Dreimal pro Woche kommen Zoe Elsner (17) und Lisa Marie Mielke (14) her. Die beiden sind seit drei Jahren im Verein. „Ich war schon beim Handball, bin Kanu gefahren, habe Leichtathletik gemacht und wollte mal wieder etwas Neues ausprobieren. Dieser Sport ist vollkommen anders, als alles, was ich vorher gemacht habe“, schwärmt Zoe. Fechten sei wahnsinnig anstrengend. Aber man brauche dafür nicht nur körperliche Fitness, sondern auch Koordination, Reaktionsschnelligkeit und Köpfchen. Das mache den Reiz aus. Große Ambitionen habe sie allerdings nicht, sagt Zoe. „Mir geht es einfach darum, Spaß zu haben.“ Etwas erfolgshungriger ist da schon ihre Freundin Lisa Marie. Die junge Reinickendorferin gehört als frischgebackene Deutsche B-Jugend-Meisterin mit dem Team zu den Hoffnungsträgerinnen des Vereins. Von Olympia träumt sie zwar (noch) nicht, aber in ihrer Altersklasse mit den Besten der Republik mithalten möchte sie schon. Ihr Ziel ist es, sich über die Deutsche Rangliste für die DM zu qualifizieren. „Dafür muss man unter die Top 10 kommen. Das habe ich letztes Jahr auch schon geschafft.“
Berg- und Talfahrt
Wenn sie an ihre ersten Fechtstunden zurückdenkt, muss Lisa Marie gestehen, dass der Funke nicht gleich auf Anhieb übergesprungen ist. Denn erst beim vierten Probetraining durfte sie den weißen Anzug überstreifen und den Degen in die Hand nehmen. Michael Behrendt muss schmunzeln. Als er 1986 als Zehnjähriger zum Verein (damals noch HSG Dynamo Biesdorf) kam, ließ ihn sein Trainer Hans-Peter Pillekeit wesentlich länger zappeln. „Wir haben das erste halbe Jahr nur Beinarbeit gemacht.“ Aber Behrendt bewies einen langen Atem. Bis heute ist er dem Verein treu geblieben und hat alle Höhen und Tiefen mit dem Klub durchlebt. „Anfang der 90er waren wir etwa 100 Mitglieder. Dann ging es bergab. Viele Jahre sind wir mit gerade einmal zehn Aktiven und zehn Passiven rumgedümpelt“, erinnert er sich. 2009 beschloss Behrendt dann, gemeinsam mit alten Weggefährten, die einst als Kinder zusammen trainiert hatten – darunter Dirk Röder, Thomas Kaube und Tino Anding –, die Abteilung umzukrempeln. Ein neues Konzept gab den Weg vor. Erstklassige Trainer konnten gewonnen werden. Die sportlichen Erfolge kamen zurück und auch die Mitgliederzahlen gingen nach oben. „Inzwischen sind wir wieder bei über 100 Sportlerinnen und Sportlern.“ Die Eröffnung des Trainingszentrums markiert für den Vorsitzenden den Höhepunkt der positiven Entwicklung.
Infos: www.fechtzentrum-berlin.de