Tanz, Musik und Kunst auf dem Vulkan

Die Ahrensfelder Berge sind Austragungsort eines ungewöhnlichen Festivals

Tanz, Musik und Kunst auf dem Vulkan

Wer mal wieder Festivalluft schnuppern will, sollte am Samstag, dem 7. September, die 114,5 Meter hohen Ahrensfelder Berge erklimmen. Bei freiem Eintritt erwartet Besucher dort von 12 bis 24 Uhr ein ausgefallenes Programm mit Musik, Kunstaktionen und thematischen Führungen. Das Festival reiht sich in die Veranstaltungen zum 40-jährigen Jubiläum des Bezirks ein und wird von einem fünfköpfigen Organisationsteam auf die Beine gestellt. Im Interview  gibt uns Kuratorin Isabell Wiesner einen Vorgeschmack auf „114 über Marzahn“.

Die Hellersdorfer: Frau Wiesner, wie sind Sie auf die Ahrensfelder Berge als Austragungsort für das Festival gekommen?

Isabell Wiesner: Wir vom Organisationsteam sind fast alle in Marzahn aufgewachsen und haben die Ahrensfelder Berge schon immer als spannenden Ort empfunden. Zudem verkörpern sie die Geschichte und den Wandel des Bezirks. Als wir gefragt wurden, ob wir etwas zum 40. Jubiläum von Marzahn-Hellersdorf beitragen wollen, kamen wir schnell auf die Idee, ein Festival mit Ausblick über ganz Berlin zu veranstalten.

Die Hellersdorfer: Der große Ahrensfelder Berg soll am 7. September in einen Vulkan verwandelt werden. Wie stellen Sie das an?

Isabell Wiesner: Wir haben von Anfang an den Plan verfolgt, für die Veranstaltung den höchsten Berg Berlins zu errichten und konnten dafür das Kunstkollektiv Plastique Fantastique mit ins Boot holen. Marco Canevacci und Yena Young entwickelten die Idee eines lichtdurchlässigen, begehbaren Vulkans, der sich aus dem eiszeitlichen Grund und den verschiedenen Schichten der Ahrensfelder Berge erhebt und ausbricht. Die Hülle des Vulkans besteht aus elastischem Material, das für Folgeprojekte wiederverwendet wird.Im Inneren können die Besucher diskutieren, sich zur Zukunft des Stadtteils austauschen und Ideen entwickeln. Mit der Vulkan-Installation wachsen die 114,5 Meter hohen Ahrensfelder Berge auf über 122,5 Meter an und sind damit für kurze Zeit die höchste Erhebung der Hauptstadt.


Isabell Wiesner ist in Marzahn-Hellersdorf aufgewachsen. Sie hat gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden bereits vor zwei Jahren das erfolgreiche Festival „Acht Tage Marzahn" auf die Beine gestellt. Jetzt gehört sie zum fünfköpfigen Organisationsteam von „114 über Marzahn"

 

 



Die Hellersdorfer: Es gibt an dem Tag Fahrradtouren, geführte Spaziergänge, Vorträge, Musik. Was ist Ihr persönliches Highlight?

Isabell Wiesner: Der Vulkan von Plastique Fantastique natürlich. Ich möchte auf jeden Fall auch die Liedwanderung der Band Marzahn mitmachen und an der Sternenführung der Stiftung Planetarium Berlin teilnehmen. Bei klarem Himmel wird Saturn zu sehen sein. Die Bergpredigt von Pastor Leumund sollte man sich auch nicht entgehen lassen.

Die Hellersdorfer: Was hat es mit dem angekündigten Künstlercamp auf sich?

Isabell Wiesner: Das „Team Endeffekt“­ errichtet in einer ganztägigen Performance einen Campingplatz auf dem Plateau der Berge samt künstlichem Lagerfeuer. In Zelten werden verschiedene Arbeiten gezeigt, darunter Sound- und Videoinstallationen, Performances, Lesungen und Objekte.

Die Hellersdorfer: Wie viele Kreative sind an dem Festival beteiligt?

Isabell Wiesner: Insgesamt sind es 26 Künstlerinnen und Künstler. Hinzu kommen zahlreiche Helferinnen und Helfer, die uns vor, während und nach der Veranstaltung unter die Arme greifen.

Die Hellersdorfer: War es schwer, die Künstler nach Marzahn-Hellersdorf zu locken?

Isabell Wiesner: Nein, überhaupt nicht. Sie waren von der Idee, an einem so ungewöhnlichen Ort wie den Ahrensfelder Bergen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, sofort angetan.

Die Hellersdorfer: Welche Beziehung haben Sie zum Bezirk?

Isabell Wiesner: Auch wenn wir – mit wir meine ich einen Großteil des Orga-Teams – nach der Schulzeit alle ausgeflogen und zur Uni gegangen sind, im Ausland waren und woanders Familien gegründet haben, ist die Verbindung zu Marzahn-Hellersdorf geblieben, allein schon durch unsere Eltern und Freunde, die im Bezirk wohnen oder arbeiten. 2017 haben wir dann das Kunstfestival Acht Tage Marzahn mit rund 2.700 Besucherinnen und Besuchern entlang der Marzahner Promenade veranstaltet. Jetzt freuen wir uns auf unser zweites Projekt.

Die Hellersdorfer: Ist das Festival eher etwas für Junge und wollen Sie auch Leute aus der Stadt herlocken?

Isabell Wiesner: Wir laden alle ein, zum Festival zu kommen. Das Programm ist vielfältig, da sollte für die meisten etwas dabei sein – ob Lokal-, Kunst- und Kulturinteressierte oder Party-People. Man kann auch einfach ganz entspannt oben auf dem großen Ahrensfelder Berg die Aussicht bei einem Getränk genießen oder am Abend durch das Auge des Vulkans die Sterne betrachten und dabei den Konzerten lauschen.


Programmübersicht

Sa, 7. September, 12 bis 24 Uhr

 

Walks & Talks

12.00 bis 13.00: Geowissenschaftlicher Spaziergang

mit Alexander Häckel, Start am Infostand

13.00 bis 17.00: „Unkraut vergeht nicht – vielschichtige Anwendungen von Wildpflanzen“. Botanische Wanderung mit Karoline Funk und Stephan Wilke, Start am Infostand

13.15 bis 14.45 Uhr: „Subbotnik 2019“

In einem gemeinsamen Rundgang mit dem Künstler Erik Göngrich werden die Geschichte und heutige Sichtbarkeit der verschiedenen Subbotnik-Aktionen thematisiert. Start am Infostand

14.00 bis 17.00 Uhr: „Der Marzahner Norden: Um-, Auf- und Abbrüche“

Auf der Fahrradtour mit Robert Barbarino werden drei Orte gemeinsam erkundet, die exemplarisch für Um-, Auf- und Abbrüche des nördlichen Stadtgebiets von Marzahn stehen. Start am Infostand.

15.00 bis 16.00 Uhr: Liedwanderung.

Mit neuen und alten Liedern wird die Band Marzahn zusammen mit den Besucher*innen eine einmalige Wanderung auf die Ahrensfelder Berge antreten. Start am Infostand

16.30 bis 17.30 Uhr: „40 Jahre Marzahn von oben“

360°-Vortrag rund um die Ahrensfelder Berge mit dem Bauhistoriker Dr. Oleg Peters auf dem Plateau der Berge

17.00 bis 18.30 Uhr: „Path of Awareness_vonAnachB“

Soundwalk & Performance. Start am Infostand

17.30 bis 18.00 Uhr: „Muhurta Marzahn“

Astrologische Spurensuche auf dem Plateau

20.30 bis 21.30 Uhr: „Der Himmel über Marzahn“

Ein Vertreter der Stiftung Planetarium Berlin erzählt Wissenswertes über den Berliner Sternenhimmel.

 

Konzerte (auf dem Plateau)

19.30 bis 20.15 Uhr: Band Marzahn

21.30 bis 22.30 Uhr: Bergpredigt

mit Pastor Leumund und Elektro-Chanson-Legende Friedrich Greiling

22.45 bis 23.45 Uhr: Janek Sprachta

 

Ganztägige Installationen und Performances

„Der Marzahner Ausbruch“

Die Künstlergruppe Plastique Fantastique wird auf den Ahrensfelder Bergen den temporär höchsten Berg und ersten Vulkan Berlins errichten. Plateau

 

„EEE TEE Marzahn“

Für das Festival hat Eric Winkler eine Performance entwickelt, die sich mit dem Bezirk Marzahn und jugendkultureller Ästhetik auseinandersetzt. Plateau

 

„Campingplatz Ahrensfelder Berge“

Das Kunstkollektiv Team Endeffekt wird einen Campingplatz errichten. In den einzelnen Zelten werden parallel verschiedene Arbeiten gezeigt. Plateau

 

„Meine Ahrensfelder Berge – Perspektiven aus der Nachbarschaft“

Workshop und Hörgeschichten, gesammelt von Kindern der Wilhelm-Busch-Grundschule in Marzahn. Plateau

 

„MEIN BLICK“

Gezeigt wird das Partizipatives Foto-/Postkarten-Projekt von Franziska Harnisch mit Anwohner*innen aus Marzahn

 

Weitere Infos im Internet auf www.114-ueber-marzahn.de