Interview mit Geschäftsführer Ingo Malter – Sonderveröffentlichung
STADT UND LAND forciert Neubau im Bezirk
Berlin ist in den letzten Jahren um rund eine Viertelmillion Einwohner gewachsen und steht weiterhin vor der großen Herausforderung, schnell viele Wohnungen bauen zu müssen. Bezahlbare Mieten und Neubau bleiben damit auch 2019 eines der Top-Themen in der Stadt. Als eine der großen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften gehört die STADT UND LAND zu den wichtigen Gestaltern der Metropole.
Bis 2026 soll das Unternehmen seinen Bestand um weitere 10.500 auf dann rund 55.500 Wohnungen erhöhen. Keine leichte Aufgabe angesichts immer größer werdender Bauhemmnisse. Doch die STADT UND LAND liefert und wird das auch künftig tun, versichert Geschäftsführer Ingo Malter. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.
Die Hellersdorfer: Am 5. Januar hatte Marzahn-Hellersdorf 40-jähriges Gründungsjubiläum. In seiner Festrede schwärmte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller regelrecht davon, wie hier zu DDR-Zeiten mehr als 100.000 Wohnungen in weniger als 15 Jahren aus dem Boden gestampft wurden. Ein vergleichbares Tempo wäre auch heute wünschenswert, oder Herr Malter?
Ingo Malter: Ja, aber auch damals ging der Bau der Großsiedlung nicht von einem Tag auf den anderen los. Viele Jahre bevor die erste Platte montiert wurde, fiel die Entscheidung, in die industrielle Vorfertigung zu gehen. Und schließlich mussten Baukombinate aus der ganzen Republik anrücken, um die Bauvorhaben in Ost-Berlin zu realisieren. Ich will damit sagen, die Situation ist nicht vergleichbar zu damals.
Die Hellersdorfer: Wer heute bauen will, sieht sich mit knapper werdenden Grundstücken, steigenden Baukosten und einem Haufen Bürokratie konfrontiert. Das sind eine Menge Bremsklötze.
Ingo Malter: Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, nicht so viel zu jammern. Dieses Bashing auf die Stadt, ihre Entwicklung und den schleppenden Neubau empfinde ich allmählich ermüdend. Man muss auch mal aussprechen dürfen, was gut läuft. Allein unser Unternehmen hat inzwischen 1.300 Wohnungen fertig gestellt. 2.300 Wohnungen befinden sich im Bau, fast 700 weitere werden dieses Jahr auf den Weg gebracht. Außerdem verfügen wir noch über Grundstücke für zusätzliche 2.500 Wohnungen. Es tut sich was und das wird im Stadtbild jetzt auch deutlich sichtbar. Erst vor wenigen Wochen hatten wir wieder ein Richtfest in Neukölln.
Die Hellersdorfer: Nebenbei verwalten und betreuen Sie 45.000 Wohnungen im Bestand.
Ingo Malter: Und das ist doch die eigentliche Leistung. Wir dürfen bei allem Wachstum die Bestandspflege, unser Tagesgeschäft, nicht aus dem Blick verlieren und tun das auch nicht. Die STADT UND LAND ist da bestens aufgestellt. Hier arbeiten engagierte, gut ausgebildete Menschen, mit denen wir die Zukunft gut gestalten werden. Davon bin ich überzeugt.
Die Hellersdorfer: Von den Landeseigenen wird erwartet, dass sie schnell und preiswert Wohnungen in guter Qualität errichten. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, will auch Ihr Unternehmen verstärkt auf standardisiertes und serielles Bauen mit Fertigelementen setzen. An der Schkeuditzer Straße wird noch in diesem Jahr das erste Typenhaus der STADT UND LAND bezogen. Wann folgen die nächsten?
Ingo Malter: Wir haben zunächst zehn weitere Grundstücke in der Stadt identifiziert, auf denen wir unser Typenhaus ebenfalls bauen möchten. Sechs Vorhaben befinden sich gerade in der Ausschreibung.
Die Hellersdorfer: Wird es auch in Marzahn-Hellersdorf weitere Standorte geben?
Ingo Malter: Ja und zwar in der Senftenberger, in der Hoyerswerdaer und in der Stendaler Straße. Übrigens hatten wir vor kurzem eine Delegation aus Lettland hier in Hellersdorf zu Gast, die sich brennend für das Projekt interessiert hat. Und da wir unsere Planungsunterlagen nach dem Open-Source-Prinzip entgeltfrei zur Verfügung stellen, steht vielleicht eines Tages auch in Lettland ein Typenhaus der STADT UND LAND.
Die Hellersdorfer: Mindestens genauso gespannt wie den Baufortschritt in der Schkeuditzer Straße verfolgt man hier im Bezirk die Arbeiten auf dem alten Gutsgelände in Biesdorf. Wie ist da der Stand?
Ingo Malter: Das Baugeschehen hat im Westen des Grundstücks begonnen und zieht dann weiter in Richtung Osten. Am Stawesdamm kann man schon die ersten Häuser wachsen sehen. Ich freue mich sehr darauf, voraussichtlich im Sommer 2020 zwischen Neubauten und den denkmalgerecht sanierten historischen Gebäuden auf dem zentralen Platz des Quartiers zu stehen und die ersten Bewohner begrüßen zu dürfen.
Die Hellersdorfer: 500 Wohnungen sind geplant. Was glauben Sie, wer zieht dort ein?
Ingo Malter: Wir rechnen mit besonders vielen Senioren. Das haben zumindest unsere Analysen ergeben. Aber ob alt oder jung, die Bewohner werden die gute Infrastruktur am Standort zu schätzen wissen. Einkaufszentrum, Ärztehaus, U-Bahnhof, Schloss und Park Biesdorf – das alles ist fußläufig erreichbar. Außerdem richten wir den historischen Pferdestall neben der Tierklinik denkmalgerecht als neues Domizil für das Stadtteilzentrum her. Ich könnte mir auch noch ein nettes Café im neuen Kiez äußerst gut vorstellen.
Die Hellersdorfer: Bei nahezu jedem Bauvorhaben wird das Thema Parkplätze sehr emotional diskutiert. Verraten Sie uns, wie viele in Alt-Biesdorf geplant sind?
Ingo Malter: In Berlin wurde die Stellplatzverordnung ja bekanntlich abgeschafft. Demnach bräuchten wir überhaupt keine Parkplätze schaffen und könnten so Kosten sparen. Aber natürlich wissen wir, dass gerade auch in den Außenbezirken das Auto für viele Menschen weiterhin Fortbewegungsmittel Nummer eins ist. Daher wird es zwischen 320 und 350 Stellplätze geben, die zur Hälfte in einer Tiefgarage untergebracht sind.
Die Hellersdorfer: Mit dem Elfgeschosser in der Kienbergstraße und den Zossener Höfen sind aktuell zwei neue Wohnviertel in der Vermietung. Wie ist die Nachfrage?
Ingo Malter: Wir können uns überhaupt nicht beklagen. Viele Wohnungen sind bereits vorvermietet. Das spricht für das Produkt, zeigt aber auch, wie angespannt die Wohnungsmarktlage weiterhin ist.
Die Hellersdorfer: Wollen Sie damit sagen, die Menschen haben ihren Mietvertrag unterzeichnet, obwohl sie ihr neues Zuhause bislang nur vom Papier kennen?
Ingo Malter: Genau genommen schon. Allerdings richten wir immer mindestens eine Musterwohnung für Besichtigungen komplett ein. So bekommen die Mietinteressenten eine Vorstellung davon, wie die Räume genutzt werden können. Und wer gleich überzeugt ist und keine Bedenkzeit mehr braucht, kann mit dem zuständigen STADT UND LAND-Mitarbeiter direkt vor Ort ganz unkompliziert die Formalitäten klären und den Vertrag unterzeichnen.
Die Hellersdorfer: Für 2019 haben Sie 700 neue Wohnungen angekündigt. Wo werden die gebaut?
Ingo Malter: In Lichtenberg, Treptow-Köpenick und auch wieder hier im Bezirk. Inzwischen ist Marzahn-Hellersdorf der Bezirk, in dem wir am stärksten mit unseren Neubauvorhaben vertreten sind – noch vor Treptow-Köpenick.
Die Hellersdorfer: Wie Sie wissen, lässt es, Marzahn-Hellersdorf in diesem Jahr besonders krachen. Möchten Sie abschließend noch einen Geburtstagswunsch loswerden?
Ingo Malter: Der Bezirk ist ein wirklich toller Wohnstandort. Die Mieten sind moderat, es gibt jede Menge Grün, man kommt schnell in die Innenstadt und ist genauso schnell auf dem Land. Ich wünsche Marzahn-Hellersdorf eigentlich nur noch etwas mehr pulsierendes Leben. Die Menschen hier könnten ruhig noch häufiger bei schönem Wetter nach draußen gehen, Restaurants besuchen, sich in Cafés setzen und die kulturellen Angebote vor der eigenen Haustür wahrnehmen. Das ist zumindest mein Eindruck.