Wendell Williams und Lutz Kramer verbindet die Liebe zu ihrem Sport

Echte Männerfreundschaft

Marzahn-Hellersdorf: Ob der Zufall oder das Schicksal­ sie zusammengeführt hat, da sind sich Lutz Kramer und Wendell Williams­ uneins. Jedenfalls lernten sich beide 1993 bei der Leichtathletik-WM in Stuttgart kennen. „Wir waren bei einer Gastfamilie im selben Zimmer untergebracht, fuhren am Morgen gemeinsam ins Stadion­“, erinnert sich der Chef-Coach des Hellersdorfer Athletik-Clubs Berlin an die erste Begegnung mit dem Weitspringer aus Trinidad & Tobago.

„Wendell bat mich, ihn zu trainieren. Das Springen­ konnte ich ihm nicht mehr beibringen. Darin war er schon zu gut. Nur beim Anlaufen ließ sich noch etwas herausholen. Also lud ich ihn nach Deutschland ein.“ Ein halbes Jahr sollte der karibische Athlet im Stadion Wuhletal an seiner Technik und Schnelligkeit arbeiten. Doch er blieb mehr als sieben Jahre, sprang mit 8,14 Metern Landesrekord und lernte im Verein seine große Liebe Anja kennen. „Unsere Töchter Janelle und Charlize­ waren die ersten ACB-Babys“, lacht Wendell Williams, der sich bei seiner einzigen Olympia-Teilnahme 2000 in Sydney eine Achillessehnen-Verletzung zuzog. Inzwischen ist der einstige Weltklasse-Athlet 50 Jahre alt und in seiner Heimat selbst Trainer. „Ich habe vom Besten gelernt“, sagt er in Richtung Kramer, zu dem er bis heute die Verbindung gehalten hat.

Im Dezember feierten die beiden Männer in Hellersdorf großes Wiedersehen. Mit seinem Schützling Andwuelle Wright, der im Sommer mit einem 8,23-Meter-Satz den 19 Jahre alten Landesrekord seines Trainers pulverisiert hatte, war Williams zum Wintertrainingslager­ nach Berlin gekommen. „Andwuelle­ ist ein echter Rohdiamant“, schwärmt auch Lutz Kramer von dem jungen Weitspringer. Mit gerade einmal 21 Jahren rangiert der Sportler aus Trinidad schon auf Platz 19 der Weltrangliste. Die Norm für die Leichtathletik-WM in Katar ist sein erklärtes Ziel. Im kommenden Jahr soll dann auch der Traum von Olympia in Erfüllung gehen. Und wer weiß, vielleicht kommt es in Japans Hauptstadt zum Trainer-Duell der guten Freunde Wendell Williams und Lutz Kramer. Denn auch der Leichtathletik-Coach aus Hellersdorf arbeitet aktuell mit einem Ausnahmetalent zusammen: dem 24-jährigen Mohammad Amin Alsalami. Er kam 2015 als Flüchtling nach Deutschland und ist inzwischen Syriens bester Weitspringer.

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