Widerstand einer Bürgerinitiative gegen die Sanierung ist groß
Viel Lärm um die Lemkestraße
Die Lemkestraße in Mahlsdorf soll umgestaltet werden – genauer gesagt das 1,4 Kilometer lange Teilstück zwischen Bahnübergang und Kieler Straße. 5,5 Millionen Euro stellt der Senat für das Vorhaben zur Verfügung. Denn die Straße ist in keinem guten Zustand.
In der Vergangenheit soll die BVG bereits gedroht haben, den Verkehr der Buslinie 395 einzustellen, wenn sich dort nicht bald etwas tue. Doch es gibt Streit um das historische Kopfsteinpflaster, alte Bäume, Parkplätze und Tempo 30. Auch eine Anwohnerversammlung im Garten des Kunsthauses Flora brachte keine Annäherung. Wir haben für Sie hier die unterschiedlichen Standpunkte kurz und knapp zusammengefasst:
BÜRGERINITIATIVE: 800 Unterschriften hat die Bürgerinitiative bereits gesammelt. Ihr Anliegen ist es, so Sprecher Marc Hoffmann, das historische Feldsteinpflaster und einen Großteil der Straßenbäume als „grüne Lunge“ im Wohngebiet zu erhalten. Die Bürgerinitiative spricht sich für den Ausbau der Gehwege aus, befürchtet aber, dass mit der geplanten Asphaltierung der Fahrbahn der Durchgangsverkehr zunehmen könnte und täglich tausende Autofahrer verleitet würden, die Lemkestraße als Rennstrecke zu nutzen. Zum Schutz der Kinder im Viertel und für die Wahrung der Wohnqualität setzen sich Hoffmann und seine Mitstreiter dafür ein, Tempo 30 und das Fahrverbot für schwere Lkw über 7,5 Tonnen beizubehalten. Außerdem sollen die Parkmöglichkeiten bestehen bleiben.
BEZIRKSAMT: Der Bezirk will, dass von der Sanierung der Lemkestraße alle Verkehrsteilnehmer profitieren: Fußgänger, Fahrrad- und Autofahrer sowie die ÖPNV-Nutzer. Erste Planungen sehen vor, die Fahrbahn von jetzt 8 Metern auf 6,50 Meter zu verringern und die Gehwege um einen Meter zu verbreitern. Um Lärm und Vibrationen zu vermindern, soll die Straße asphaltiert werden. Auch die Neuverlegung von Kopfsteinpflaster oder eine Variante mit beidseitigen Pflasterrinnen seien denkbar, äußerte Bezirksstadtrat Johannes Martin. Schon allein aus Kostengründen hat er dem Erhalt und der Sanierung des bestehenden Pflasters hingegen eine Absage erteilt.
In Sachen Baum-Debatte gab Martin zu verstehen, dass weder die Straßen- noch die Gehwegsanierung ohne einen Eingriff in den Baumbestand möglich seien. Die 60 Bäume auf dem Abschnitt sind zwischen 80 und 100 Jahren alt und haben noch eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren. 19 Bäume sind bereits stark geschädigt und müssen gefällt werden. Der Bezirk hat Nachpflanzungen zugesagt. Die Anzahl der Baumstandorte bliebe mindestens gleich oder werde sogar erhöht.
Tempo 30 auch nach der Sanierung wäre für Johannes Martin durchaus vorstellbar. Doch es gibt einen Haken: Die Verkehrslenkung Berlin stuft die Lemkestraße nämlich als sogenannte Haupt- und Sammelstraße ein und auf solchen Verbindungen ist gewöhnlich Tempo 50 erlaubt.
WEITERE STIMMEN: Dass die Bürgerinitiative nicht Sprachrohr aller Anlieger ist, machten alteingesessene Bewohner mit ihren Wortmeldungen deutlich. Sie berichteten unter anderem von regelmäßigen Rohrbrüchen in der Lemkestraße. Eine Erneuerung der alten Wasserleitungen sei höchste Zeit. Ob dabei das Kopfsteinpflaster erhalten werden könne, spiele für ihn eine untergeordnete Rolle, ließ ein Bewohner die Besucher der Infoveranstaltung wissen. Der Bezirksstadtrat versprach, dass im Zuge der Umgestaltung auch die alten Leitungen erneuert würden.