Von wegen alles Platte

Neue Ausstellung im Bezirksmuseum nimmt Backsteinbauten in den Blick

Von wegen alles Platte

Am heutigen Freitag (7. September) wird um 17 Uhr eine neue Ausstellung im Bezirksmuseum eröffnet. Sie trägt den Titel „Stein auf Stein“ und beleuchtet die Bau- und Nutzungsgeschichte diverser Backsteinbauten in Marzahn-Hellersdorf.

Backstein zählt zu den ältesten Baustoffen der Menschheit. In europäischen Städten hatte die Bauweise vom Mittelalter bis in die Renaissance Hochkonjunktur. Reformation und Dreißigjähriger Krieg führten zum Niedergang des Backsteinbaus. Der Architekt Friedrich Schinkel führte mit der Friedrichswerderschen Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts den unverputzten Backsteinbau in Berlin wieder ein. Seine Bauten und die seiner Nachfolger prägen die Hauptstadt bis heute.

 

Auch im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf finden sich sehr unterschiedliche ziegelsichtige Bauten, entstanden von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Das Spektrum reicht von Privathäusern über öffentliche Gebäude wie Schulen, Bahnhöfe und Krankenhäuser bis hin zu Gewerbebauten. Sie knüpfen teils an die Schinkelschule an, so etwa die 1871 eingeweihte Dorfkirche auf dem Marzahner Anger, die auf einem Entwurf von Friedrich August Stüler basiert, oder auch das Ensemble der 1893 eröffneten Anstalt Wuhlgarten in Biesdorf, dessen Bauprogramm Hermann Blankenstein ausarbeitete. Das vermutlich älteste Backsteingebäude im Bezirk ist das ehemalige Biesdorfer Pfarrhaus.

 

Ab etwa 1870 entstanden in den Dörfern zudem ziegelsichtige Ställe und Scheunen. Vor allem in den Dorfkernen von Kaulsdorf und Marzahn haben sich solche Gebäude bis heute erhalten. Besonders aufwändig gestaltet ist der frühere Kuhstall des Gutes Biesdorf.

 

Im 20. Jahrhundert wurde die Tradition fortgesetzt mit Bauten, die in modernen Baustilen wie der Neuen Sachlichkeit ausgeführt sind. Beispiele hierfür sind das Empfangsgebäude des S-Bahnhofes Mahlsdorf, das nach Plänen von Richard Brademann 1929/30 entstand, und die 1930 eingeweihte Kirche St. Martin in Kaulsdorf.

 

Seit den 1980er-Jahren erfährt der Backsteinbau einen erneuten Aufschwung. Bei der Rekonstruktion des Dorfes Marzahn in den 1980er-Jahren wurden, anknüpfend an die traditionelle ländliche Bauweise des 19. Jahrhunderts, die Neubauten ziegelsichtig ausgeführt. Das Äußere der 1983 geweihten katholischen Kirche „Maria Königin des Friedens“ in Biesdorf ist mit rotbunten Klinkern gestaltet. Seit den 1990er-Jahren entstanden Neubauten, die in ihrer Fassadengestaltung Tradition und Moderne miteinander verbinden, darunter das Unfallkrankenhaus Berlin.

 

Ausstellung „Stein auf Stein“

Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf

Alt-Marzahn 51, 12685 Berlin

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr

www.museum-marzahn-hellersdorf.de