Im Cecilienviertel wird es künftig enger

Nachverdichtung in Biesdorf-Nord: Bewohner schlagen Alarm

Im Cecilienviertel wird es künftig enger

In Biesdorf-Nord wird gebaut, was das Zeug hält. 550 neue Wohnungen entstehen in den kommenden Jahren allein zwischen Cecilienstraße und Buckower Ring. Den Anwohnern bereitet die geplante Nachverdichtung Bauchschmerzen.

Sie stören sich besonders an einem Vorhaben in der Wuhlestraße. Zusätzlich beklagen die Menschen im Viertel, dass beim Bau der neuen Wohnungen die nötige Infrastruktur nicht gleich miterstellt wird.

Während eines Kiezspaziergangs, zu dem der CDU-Abgeordnete Christian Gräff geladen hatte, machten sie ihrem Ärger Luft. „Wir haben nur zufällig erfahren, dass hier Baumaßnahmen geplant sind“, bemängelt Dagmar Lenz, Mitglied der Bürgerinitiative Cecilienviertel, die fehlende Kommunikation seitens des Projektträgers. Bis zum heutigen Zeitpunkt habe die Wohnungsbaugesellschaft Degewo die Bewohnerschaft nicht über ihre Pläne informiert. Aber es ist längst durchgesickert, dass das Unternehmen auf einem Grundstück an der Wuhlestraße 2-8 einen Achtgeschosser mit 142 Wohnungen errichten wird. Im Herbst dieses Jahres sollen die Arbeiten beginnen und 2020 abgeschlossen sein.

 

Früher stand an der Stelle ein Plattenbau mit elf Geschossen parallel zur Straße. Das neue Mehrfamilienhaus hingegen soll als T-förmiger Baukörper weit ins Gelände hineinreichen. „Etwa ein Drittel der Grünfläche unseres Innenhofs muss dafür weichen. Außerdem wird der Neubau, wie er jetzt geplant ist, unsere Wohnungen stark verschatten“, empört sich Kerstin Sawatzki. Sie wisse, dass neue Wohnungen gebraucht werden. „Uns geht es aber um das Wie. Mit einem Fünfgeschosser hätten wir leben können.“

 

Christian Gräff teilt die Bedenken der Menschen aus dem Kiez, vor allem was die fehlende Infrastruktur angeht. Er fordert mehr Pkw-Parkplätze und Taktverdichtungen auf den Buslinien. Dem Bezirksamt wirft Gräff vor, den steigenden Bedarf an Kitas und Schulen nicht zu erkennen. „Wir haben hier echten Druck, neue Plätze aber sind nicht geplant.“ Dafür, so Gräff, fehle ihm das Verständnis, zumal es drei Vorhalteflächen für soziale Infrastruktur im Umkreis gebe.

 

Jugend- und Schulstadtrat Gordon Lemm sieht die Situation nicht ganz so problematisch. Er verweist darauf, dass sich im Cecilienviertel bereits zwei Kitas befänden, die Platz für 250 Kinder bieten. Zusätzliche Einrichtungen am Blumberger Damm (Nähe Theater am Park), in der Kohlweißlingstraße und in der Irmfriedstraße mit insgesamt 220 Plätzen sollen in den nächsten zwei Jahren eröffnen. Daher hat Lemm der Idee einer Bürgerinitiative, die sich für den Bau einer Waldkita am Buckower Ring 54 einsetzt, auch eine Absage erteilt: „Generell unterstütze ich den Vorschlag. Wir helfen gern bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück, aber für diesen konkreten Standort haben wir andere Pläne.“ Auf der Fläche soll ein dringend benötigtes Zentrum mit Hilfsangeboten für Familien und Möglichkeiten der Krisenunterbringung von Kindern und Jugendlichen gebaut werden.

 

Die wohnortnahe Versorgung mit Grundschulplätzen sei im Cecilienviertel tatsächlich die größere Herausforderung, gesteht der Stadtrat. Die Johann-Strauss-Grundschule ist absolut an der Kapazitätsgrenze. Daher mussten die Einzugsgebiete der Schulen so verändert werden, dass Kinder aus Biesdorf-Nord nun auch die Grundschule an der Wuhle im Teterower Ring besuchen können. Dort ist vergangenes Jahr ein Mobiler Ergänzungsbau (MEB) ans Netz gegangen. Zudem soll die neu gebaute Grundschule am Habichtshorst in Biesdorf-Süd mit sechs Containern um 150 Plätze erweitert werden. „Wenn die Container stehen, könnten wir bei Bedarf das Einzugsgebiet erneut verlagern, um die Strauss-Schule weiter zu entlasten“, so Lemm. Einen MEB für den Ortsteil Biesdorf hat der Senat bislang abgelehnt.