Aus unserer Reihe "Mit Promis im Gespräch": Franziska Troegner
Für Hollywood nicht zu dick
Sie hatten gebettelt und gefleht, aber es half nichts. Bloß keine Schauspielerin sollte ihr Liebling werden, da waren sich Werner Troegner und seine Frau einig. Und obwohl Tochter Franziska schweren Herzens tatsächlich dem Wunsch ihrer Eltern nachkommen wollte, war der Drang auf die Bühne und später auch vor die Kamera größer.
Heute gehört die Berlinerin zu den vielseitigsten Darstellerinnen des Landes. Ihr Können hat sie auf der Bühne des Berliner Ensembles, in 100 Film- und Fernsehproduktionen, diversen Hörspielen und Soloprogrammen hinlänglich unter Beweis gestellt.
Auftritt im Freizeitforum
In wenigen Tagen lässt sich Franziska Troegner auch wieder im Bezirk blicken. Am Freitag, dem 16. März, um 20 Uhr tritt sie im Freizeitforum Marzahn auf. Dort wird die heitere und lebenskluge Künstlerin unter der Überschrift „Teewurst auf der Friedrichstraße“ in Liedern und Geschichten vom Broadway Berlins erzählen, wo Kultur und Amüsement so nah wie sonst nirgends in der Stadt beieinander liegen und die Schauspielerin gewissermaßen groß geworden ist. Außerdem erwartet das Publikum ein Crashkurs in Berlinerisch.
Mackies Polly statt Romeos Julia
„Ich entsprach nie den gängigen Schönheitsidealen“, gibt Troegner, die 2009 ihre Autobiografie „Fürs Schubfach zu dick“ veröffentlichte, unumwunden zu. „Mein Vater hatte Angst, dass ich unglücklich werde, weil ich keine Chance auf die begehrten Rollen hätte.“ Sie werde nie die Julia spielen, nie das Gretchen oder die Luise, prophezeite er ihr und sollte damit auch recht behalten. Dafür aber begeisterte seine Tochter Publikum und Kritiker weltweit etwa als stumme Kattrin („Mutter Courage und ihre Kinder“), Polly Peachum („Dreigroschenoper“), Grusche („Der kaukasische Kreidekreis“) und die Wirtin vom Kelch („Schweyk im Zweiten Weltkrieg“) in vielen großen Brecht-Inszenierungen.
Ein Kind des legendären BE
„Das Berliner Ensemble hat mich entdeckt, entwickelt und gefördert“, sagt Troegner und Dankbarkeit schwingt in ihrer Stimme mit. Nach dem Abitur absolviert sie an dem Theater, das Bertolt Brecht einst zu den legendärsten der Stadt gemacht hatte, ihre Schauspielausbildung. Nach bestandener Bühnenreifeprüfung gehört sie dem Ensemble 20 Jahre lang an und lernt schon zu DDR-Zeiten während der großen Gastspielreisen die Welt kennen. Doch nicht nur auf der Theaterbühne weiß die Schauspielerin zu überzeugen. Als Sketch-Partnerin von Helga Hahnemann, Diether Krebs und Dieter Hallervorden zeigt sie sich von ihrer komischen Seite. Für Film und Fernsehen schlüpft sie in die unterschiedlichsten Rollen. Millionen Zuschauer kennen sie aus TV-Serien wie „Hallervordens Spottlight“, „Der Landarzt“ und „Mama ist unmöglich“.
Charlie und die Schokoladenfabrik
Troegners Trumpf ist bis heute die Vielseitigkeit. In den unterschiedlichsten Genres gelingt es ihr, auch in Nebenrollen einprägsame Menschen zu gestalten, so zum Beispiel in dem Film „Heidi M.“, der ihr im Jahr 2001 eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis einbringt. Und selbst Hollywood wird auf die gebürtige Ost-Berlinerin aufmerksam.
2004 steht sie an der Seite von Frauenschwarm Johnny Depp vor der Kamera. In dem US-Kinomärchen „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von Kult-Regisseur Tim Burton spielt sie Mrs. Glupsch, die Mutter eines übergewichtigen Sohnes, der den ganzen Tag lang gierig Schokolade isst. Fürs Schubfach mag Franziska Troegner zu dick sein, für Hollywood ist sie es bewiesenermaßen nicht.
Foto: Silvia von Eigen, Berlin