Privater Eigentümer errichtet über 280 Wohnungen
Der Kiezpoint wird abgerissen
Der Kiezpoint soll im nächsten Frühjahr abgerissen werden. Auf dem Grundstück des kleinen Nahversorgungszentrums an der Louis-Lewin-, Ecke Albert-Kuntz-Straße lässt ein Investor über 280 neue Wohnungen errichten. Wie Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle der „Hellersdorfer“ auf Nachfrage mitteilte, ist die Bauvoranfrage des privaten Eigentümers vom Bezirksamt bereits positiv beschieden worden.
„Ende Oktober wird es eine Informationsveranstaltung zur Eröffnung der modularen Flüchtlingsunterkunft geben“, kündigt Pohle an. „Dort werden wir auch auf die Entwicklungen rund um den Kiezpoint eingehen können.“
Die vielen kleinen Gewerbetreibenden hat die Nachricht vom Abriss wie ein Schlag getroffen.Sollten sie in den kommenden Monaten nicht eine neue Bleibe für ihr Unternehmen finden, stehen sie auf der Straße. Nicht wenige fürchten um ihre Existenz.
Birgit Arend, Inhaberin der Löwenzahn-Apotheke, hatte Glück im Unglück. Auch ihr legte die Hausverwaltung nahe, sich schleunigst einen neuen Standort zu suchen. „Der Boden wurde mir innerhalb einer Sekunde unter den Füßen weggezogen. Unsere Apotheke gibt es hier seit 20 Jahren. Die kann man nicht einfach unter den Arm nehmen und woanders aufbauen“, sagt sie. Mit anderen Betroffenen wandte sich die Apothekerin an Dagmar Pohle und konnte tatsächlich einen kleinen Erfolg erzielen. Nach Verhandlungen mit der Bezirksbürgermeisterin erklärte sich der Eigentümer bereit, der Apotheke, dem Zahnarzt und dem Verein Mittendrin Gewerberäume im Untergeschoss des neuen Gebäudekomplexes zur Verfügung zu stellen. „Leider war aus unterschiedlichen Gründen nicht die Bereitschaft da, das für alle derzeitigen Mieter umzusetzen“, berichtet Pohle. Unternehmer, die noch auf der Suche nach einem neuen Standort sind, empfiehlt die Linken-Politikerin, mit der bezirklichen Wirtschaftsförderung in Kontakt zu treten.
Birgit Arend und ihre Mitarbeiter ziehen während der zweijährigen Bauphase übergangsweise in Container. Ihnen stehen stressige Wochen und Monate bevor. Sie dürfen eine komplette Apotheke ausräumen, wieder einrichten und das Ganze in zwei Jahren noch einmal wiederholen. Am größten ist bei allen aber die Sorge, langjährige Kunden zu verlieren, die in den nächsten Jahren nicht den Weg in den Container auf die Baustelle finden. Trotzdem ist die Apotheken-Inhaberin erleichtert, bleiben zu dürfen. Für einen Großteil der Einzelhändler und Dienstleister heißt es hingegen Abschied nehmen.
„Wir hatten leider keine Lobby“, sagt Uwe Klauer verärgert. Zehn Jahre war er mit seiner Fahrschule „Garantiert Nett“ im Kiezpoint zu Hause. Die Suche nach passenden und vor allem bezahlbaren Gewerberäumen beschäftigte den 58-Jährigen monatelang.
Nun ist er in der Marzahner Promenade 31 c fündig geworden. Doch der Standort ist alles andere als optimal und die Miete teuer: „Wir liegen ganz versteckt und zahlen für einen halb so großen Laden fast den doppelten Preis.“ Der Umzug habe ihn bereits mehrere Tausend Euro gekostet. „Uns steht das Wasser bis zum Hals.“ Verständnis dafür, dass neue Wohnungen entstehen und dafür das größte Nahversorgungszentrum im Kiez einfach platt gemacht wird, hat Uwe Klauer nicht.