Aniko Müller hat mit den deutschen Faustballerinnen den WM-Titel geholt
Caipi für die Weltmeisterin
Faustball gehört hierzulande zu den erfolgreichsten Mannschaftssportarten, doch in der Öffentlichkeit wird davon kaum Notiz genommen. Aniko Müller findet das schade. „Faustball hat so viel zu bieten: Athletik, Spielwitz, Kampf. Wir sind wie eine große Familie und dazu noch sehr erfolgreich, auch wenn das kaum einer weiß“, wirbt die 23-Jährige für ihre Sportart.
Erst vor wenigen Wochen hat sie mit der Frauen-Nationalmannschaft im brasilianischen Curitiba souverän den WM-Titel verteidigt und damit ihren vorläufigen Karrierehöhepunkt erreicht. Gefeiert wurde der Triumph mit jeder Menge Caipirinha. Auf die rauschende Partynacht folgten drei Wochen Urlaub. „Wenn man schon in Südamerika ist, sollte man die Gelegenheit auch nutzen“, lacht Aniko Müller, die sich zur Freude ihrer Vereinskolleginnen pünktlich zum Auftakt der Hallensaison aus dem sonnigen Süden zurückmeldete.
An ihre allererste Trainingseinheit bei der SG Stern Kaulsdorf erinnert sich die Hellersdorferin noch ziemlich genau. Die Arme waren zwar blau, aber das Faustball-Fieber habe sie damals gleich gepackt. Heute ist Aniko Müller Europameisterin und frischgebackene Weltmeisterin. Auch im Verein läuft es für die Angreiferin gut. Die Feldsaison bestreitet sie seit zwei Jahren für den amtierenden Deutschen Meister TV Jahn Schneverdingen. Im Winter spielt sie weiterhin für die Kaulsdorfer Sterne. Mit zwei Siegen und zwei Niederlagen ist der Bundesligist allerdings durchwachsen in die Hallensaison gestartet. Aktuell rangiert das Team auf Tabellenplatz fünf. Um sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren muss am Ende mindestens ein dritter Rang her. „Ich denke, das Potenzial ist da. Jetzt geht es darum, es konstant abzurufen“, schätzt Aniko Müller die Chancen ihrer Mannschaft ein.
Die Faustballerin lebt wie kaum eine andere für ihre Sportart. Zwei Mal pro Woche trainiert sie mit dem Ball. An drei Tagen geht es ins Fitness-Studio. „Gerade als Angreiferin musst du präventiv für die Schulter arbeiten, sonst ist die schnell hinüber.“ Und weil weder die Männer noch die Frauen von Stern Kaulsdorf derzeit einen Trainer haben, übernimmt Aniko Müller, die einen Verwaltungsjob bei der Polizei hat, auch das Coaching.
Faustball gehört zu den ältesten Sportarten der Welt. Von Oktober bis März wird in der Halle gespielt, ab April im Freien auf Rasen. Über der Mittellinie des Spielfeldes ist ein zwei Meter hohes Band gespannt. Der Ball darf nur mit dem Arm oder der geschlossenen Faust geschlagen werden und kann zwischen den Zuspielen auftippen. Pro Spielzug sind drei Ballberührungen erlaubt.
Die Damen der SG Stern Kaulsdorf spielen in der Halle erste Bundesliga, auf dem Feld mischen sie in der zweiten Liga mit. Ihre nächsten zwei Heimpartien bestreiten sie am 22. Januar ab 11 Uhr in der Sporthalle Kyritzer Straße 103.
Foto: DFBL/Spille