Promi-Serie, Folge 55: Der Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Stumph
Schlagfertig, witzig und charmant
Schon sechs Wochen im Voraus waren die Karten für die Herbst-Ausgabe von „Wenn die Neugier nicht wär’ ...“ ausverkauft. Alle wollten sie Fernsehliebling Wolfgang Stumph sehen und vor allem hören. Sie wurden nicht enttäuscht.
Der Schauspieler und Kabarettist gab sich beim Talk mit Moderatorin Barbara Kellerbauer im Freizeitforum Marzahn so schlagfertig, witzig und charmant, wie man es von ihm erwartet hatte. Die ungezwungene, natürliche Art des Sachsen kam beim Marzahner Publikum gut an.
Mit der Rennpappe zum Durchbruch
25 Jahre ist es her, dass „Stumpi” als Lehrer Udo Struutz samt Familie auf den Spuren Goethes in der Rennpappe von Bitterfeld nach Neapel knatterte und damit den ersten gesamtdeutschen Kinoerfolg hinlegte. Heute ist „Go Trabi Go“ Kult und Wolfgang Stumph einer der beliebtesten Volksschauspieler. Die Komödie bescherte dem sympathischen Sachsen nicht nur einen gebrauchten VW-Passat, den er sich von der Gage gönnte, sondern auch den Durchbruch im vereinten Deutschland. Es folgten die ZDF-Serien „Salto Postale“, „Salto Kommunale“ und „Salto Speziale“, 50 Folgen des Krimis „Stubbe – von Fall zu Fall“ und verschiedene Spielfilme wie „Bis zum Horizont und weiter“, „Der Job seines Lebens“ oder „Stankowskis Millionen“. Nebenbei tourte der heute 70-Jährige mit seinem Kabarett-Programm „Stumphsinn“ bis 2006 fast 16 Jahre lang durch Deutschland.
Seine Rollen – ein Teil von ihm
Dass seine Rollennamen oft mit „St“ oder „W“ beginnen, ist kein Zufall. Wolfgang Stumph will sich mit den Figuren, die er spielt, identifizieren. „Wenn diese Buchstaben nicht auftauchen, dann sind die Rollen eher Klamauk“, offenbart der Schauspieler und spielt auf Til Schweigers Komödie „Keinohrhasen“ an, in der er den fiesen Taxifahrer mimte. Vor wenigen Wochen erst fiel in Kanada die Klappe zum ARD-Streifen „Harrys Insel“ – ein Zweipersonenstück mit Katrin Sass in der weiblichen Hauptrolle.
Stumph, der schon mit Katja Riemann, Katharina Thalbach und Corinna Harfouch gedreht hat, sagt: „Ich will immer Schauspielerinnen an meiner Seite haben, die besser sind als ich. Das ist ein großer Ansporn.“ Und auch wenn es immer anstrengend mit den Damen gewesen sei, „am Ende habe ich sie alle geknackt“, witzelt er.
Vom Schlüsselkind zum Kabarettisten
Einfach kann jeder: Das scheint fast schon ein Motto von Wolfgang Stumph zu sein. Der Künstler hat weder einen Manager noch eine Agentur. Er muss seine Gagen selbst verhandeln und für seine Projekte in Eigenregie die Werbetrommel rühren. „Das liegt wohl auch daran, dass ich ein Schlüsselkind gewesen bin und eigentlich schon immer auf mich allein gestellt war.“
Als Wolfgang Stumph gerade einmal drei Monate alt ist, muss seine Mutter mit ihm aus Schlesien flüchten. Sie landen in Dresden. Der Vater kehrt aus dem Krieg nicht zurück. Der Junge wird gelernter Kesselbauer, studiert Ingenieurpädagogik und später Schauspiel.
Erstmals einen Namen in der DDR macht er sich als Mitglied des Dresdner Kabarett-Ensembles „Herkuleskeule“. In seiner Paraderolle als kleiner Mann aus Sachsen versteht es Stumph, Systemkritik in scheinbar harmlosen Sätzen zu verstecken. Mit Mitte 40 tritt er als „Beutelgermane“ in Gunter Emmerlichs Sendung „Showkolade“ erstmals vors Fernsehpublikum und reizt die Grenzen der gestatteten Satire weiter aus. Dann kommt die politische Wende. Heute, 25 Jahre später, sagt Wolfgang Stumph, sei es wieder Zeit für Satire. Viel Lob hat er für seine Kollegen von der heute-Show und der Anstalt übrig.
An Ruhestand ist nicht zu denken
Seit Wolfgang Stumph vor zwei Jahren zum großen Bedauern des ZDF mit „Stubbe“ Schluss gemacht hat, bleibt ihm mehr Zeit für die Familie. Mit Ehefrau Christine hat er zwei Kinder: Thomas und Stephanie. Verheiratet ist das Ehepaar bald 47 Jahre. „Jetzt, wo ich häufiger zu Hause bin, beginnen die schwierigen Zeiten“, scherzt der Wahl-Dresdner. Vielleicht ist auch deshalb an Ruhestand noch längst nicht zu denken. Mittlerweile dreht Stumph auch Dokus. Sein neuestes Format „Heimatliebe“ soll unter anderem Denkanstöße zum Umgang mit Fremden geben. In der ersten Folge traf er Menschen, die ihre Heimat verlassen und ein neues Zuhause gefunden haben – in Kuba, Schweden, Kanada und Bayern.